Erreicht die Flüchtlingskrise den Immobilienmarkt? Zumindest steigen gerade da die Mieten, wo Zuwanderer bald nach Wohnraum suchen. Ein nur schwer zu lösendes Problem.
Zu realistischen Preisen, teilten die Hamburger Immobilienhändler von Grossmann & Berger in der vergangenen Woche mit, seien Häuser und Wohnungen in Hamburg kaum noch zu bekommen. Das ist eine bemerkenswerte Beschreibung eines Marktes durch einen prominenten Teilnehmer: Ja, die Hamburger kaufen und verkaufen Häuser und Wohnungen – aber eben nicht mehr „zu realistischen Preisen“.
Wie muss man sich einen Handel zu unrealistischen Preisen vorstellen? Auf dem Immobilienmarkt ist dieses Phänomen aus dem europäischen Ausland und den USA nur zu gut bekannt: Die Erwartung steigender Preise lässt die Preise steigen, es bildet sich eine Blase. In Deutschland sehen viele Experten diesen Mechanismus schon seit Längerem am Werk, nicht überall, aber in einigen Großstädten. Hamburg ist immer unter den Städten, die dann genannt werden.
Immobilienblase: Das ist keine befriedigende Diagnose, schon weil unklar ist, was daraus folgt. Wer den Kauf einer Wohnung in der Hoffnung auf sinkende Preise aufschiebt, wird womöglich seine Kinder in einer engen Mietwohnung groß werden und schließlich ausziehen sehen, während der erhoffte Preisverfall auf sich warten lässt.
Zuletzt hat sich die Lage aus Sicht der Wohnungseigner sogar etwas entschärft – in einer Weise, die nicht alle Hamburger freuen dürfte: Die Mieten steigen wieder. Stagnierende Mieten bei steigenden Kaufpreisen sind ein starker Hinweis auf eine Blase.
Für kurze Zeit sah es in der ersten Hälfte des Jahres so aus, als sei es dem Land gelungen, gegen den Wohnungsmangel anzubauen. Eine einzelne Untersuchung verzeichnete im Frühjahr sogar einen kleinen Mietenrückgang. Vorbei.
Kommt die Flüchtlingskrise auf dem Wohnungsmarkt an? Sicher ist, dass die Preise inzwischen weniger in den begehrtesten und teuersten Lagen steigen als dort, wo sich Normal- und Geringverdiener ihr Leben bislang noch halbwegs leisten konnten. In Gegenden also, in denen irgendwann auch die Flüchtlinge von heute, wenn sie sich aus der Welt der Erst- und Folgeunterkünfte befreit haben, nach Wohnraum suchen werden.
Man kann der Politik nicht vorwerfen, dass sie auf diese Entwicklung nicht reagieren würde. Es gibt eine Mietpreisbremse, Hamburg wendet sie flächendeckend an. Der Mietenspiegel soll bundesweit überarbeitet werden, so dass er die tatsächlichen Mieten realistischer abbildet. Dazu kommt in Hamburg eine anspruchsvolle Wohnungsbaukampagne, die in dieser Legislatur ein weiteres Mal beschleunigt wurde, und ein Bauprogramm für Flüchtlinge und Sozialmieter, das so schnell voranschreitet, wie Kläger und Gerichte es zulassen.
Teure, für viele unbezahlbare Wohnungen sind ein Elend vieler Großstädte, und die deutschen Verhältnisse sind im internationalen Vergleich noch harmlos. Gäbe es dagegen ein einfaches Mittel, man hätte davon gehört.