Der FC St Pauli unterliegt in Freiburg? Halb so wild! Der Verein hat ja unter der Woche dafür gesorgt, dass einem Kalauer einfallen, die es erträglicher machen.
Das Ende aller Hoffnungen auf das Erreichen der Relegationsspiele (in denen uns nun vielleicht doch der HSV begegnet wäre?) ermöglichte dem gemeinen FC-St.-Paulianer in den vergangenen Tagen, sich außer dem Fußball anderen menschheitswichtigen Themen zu widmen: dem drohenden Aussterben aller Bienenvölker. Denn verhindert wird dieses tragische Ereignis womöglich mit der Niederlassung zweier Völker am Millerntor – und der Produktion nachhaltigen Ewald-Lienen-Honigs. Überall konnte man es nachlesen. Der FC St. Pauli ist nach verpatztem Aufstieg zum Imkern übergegangen. Den besten Text dazu hat meiner Meinung nach Zeit-Online-Kollegin Dagny geliefert.
Meinem Kumpel Klaus und mir versüßte (sic!) das Imker-Thema am Sonntag die Warteminuten in der Eimsbütteler Fußballkneipe Sonnenseite. Denn es dauerte ein wenig, bis der Kaffee kam und das Spiel in Freiburg angepfiffen wurde.
Das Ereignisvakuum ermöglichte uns, primitivsten Kalauerneigungen nachzugehen. Heraus kamen hochphilosophische Sätze, die wie Honig runtergingen. Andere waren klebrig. Klaus und ich sprachen über die Möglichkeit schwieriger Spiele („zäh wie Honig“). Wir versuchten uns in realistischen Analysen („Niemand sticht am Millerntor“), deklarierten unsere Identität („Wir sind Bienen“), sehnten uns – umnebelt von Raucherkneipenschwaden – nach dem Stadion, in dem „Astra und Honig fließt“. Schließlich mündeten unsere Erkenntnisse über die Arbeit von Apis mellifera in die Hoffnung, der FC möge künftig spielen wie Schwarzgelb. Nicht wie Aachen natürlich, sondern wie der BVB.
Zum Glück pfiff Schiri Guido Winkmann pünktlich um halb zwei unsere dümmlichen Betrachtungen ab respektive das Spiel an. Auch der SC Freiburg sorgte bereits nach 13 Sekunden Spielzeit dafür, dass unsere Aufmerksamkeit nicht mehr Bienen, Honig und dummen Kalauern galt, sondern einzig dem Mannschaftssport Fußball. Ein strammer Schuss von Petersen, Himmelmann hält: „Auweija“, sagte ich zu Klaus, „könnte schwierig werden heute“.
Zur Pause lag St. Pauli mit zwei Toren zurück. Ein Kopfball von Thy und etwas Alleinunterhaltung durch den glücklosen Sobota waren unsere einzigen Offensivleistungen. Hinten hatten die Verteidiger dem einheimischen Gegner im Schwarzwald-Stadion zu viel Raum gelassen – „hasenartiges Defensivspiel“ diagnostizierte Klaus. Den traurigen Höhepunkt der ersten 45 Minuten bildete eine Demütigung durch den Freiburger Spieler Grifo. Der Italiener schoss seinen Freistoß in gemeinster Art der Grasnarbe entlang, unter unserer hochspringenden Mauer hindurch ins rechte untere Eck.
Aber immerhin steckte die Mannschaft nicht auf. Dreimal kam St. Pauli zum Anschlusstreffer. Das erfreuliche an diesem Spieltag: Klaus und ich konnten eine Halbzeit lang einer kämpferischen Truppe zusehen, die gegen den sicheren Aufsteiger Freiburg immerhin drei Tore schoss, obwohl die Meisterschaft für uns gelaufen ist.
Nun gut, richtig groß wurde die Freude darüber nicht, Niederlagen schmerzen grundsätzlich. Aber immerhin setzten wir beim Nachhausegehen noch einmal fröhlich zum Kalauern an. Von etwas „Bienenfleiß“ war die Rede. Und Klaus erinnerte an den „Stachel im Fleisch des HSV“. Er meinte damit die Tatsache, dass der Lokalrivale seit 2002 nicht mehr gegen uns gewonnen hat.
Ich beschloss die klugen Gedanken dieses Fußballnachmittags, indem ich eine Hoffnung aussprach: Zum möglichen Derby in der kommenden Saison möge kein Astra ausgeschenkt werden. Sondern lecker Metbier.