Ein Immobilienportal behauptet: Die Mieten sinken. Gymnasiasten haben mitgerechnet und kommen zu einem anderen Ergebnis. Da muss man sich erst mal einen Reim drauf machen.
Nachrichten gibt es, die sind zu schön, um wahr zu sein. Eine davon ist die Meldung von den Hamburger Mieten, die angeblich sinken. Soll man das glauben?
Das Immobilienportal Immowelt, das diese Nachricht verbreitet, beruft sich auf einen Trend unter den eigenen Wohnungsangeboten. Eine Arbeitsgruppe des Gymnasiums Ohmoor, die einen ähnlichen Datenbestand auswertet, kommt zu einem völlig anderen Ergebnis.
Wer hat recht? Wahrscheinlich die Gymnasiasten. Und warum? Weil sie die durchschnittliche Entwicklung der Mietangebote betrachten. Immowelt dagegen hat den Median der Angebote untersucht, also die Preisentwicklung jener Mietwohnungen, die genau in der Mitte zwischen den teuersten und den günstigsten Angeboten stehen. Normalerweise wäre der Unterschied bedeutungslos, angesichts des Hamburger Baubooms ist er es nicht. Denn neu gebaute Wohnungen gehören gewöhnlich zu den teuersten, weshalb die Hamburger Mieten im Durchschnitt steigen, auch wenn sich der Medianwert kaum verändert.
Für den Mieter aber kommt es am Ende nur auf eine Miete an, die eigene. Er zahlt sie brav und macht sich doch seine Gedanken: Was kann helfen, bei diesen fantastischen Preisen? Vielleicht – ein Gedicht.
Herbsttag in Hamburg (frei nach Rilke)
Frau, es ist Zeit. Die Wohnung wird zu groß.
Leg deine Bücher auf den Abfallhaufen,
Sie sind nicht zu verkaufen, lass sie los.
Der Umzugswagen, der bald kommt, ist klein;
Pack ein, es bleiben uns nur noch zwei Tage,
Verstau die Kisten und Kartons und jage
Die Katze fort, sie hat nicht hier zu sein.
Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr.
Wer jetzt zu teuer wohnt, wird, wo er ist, nicht bleiben,
Wird wachen, lesen und an Freunde schreiben,
Als Untermieter zieht er hin und her,
Stets auf der Hut, was seine Hausherrn treiben.