Dank einer Mutation gibt es auch Vogelbeeren, die nur leicht bitter schmecken. Schon vier bis fünf Dolden reichen aus für eine deftige Quiche.
Steckt man sie sich als Mensch roh in den Mund und zerbeißt sie, haut einen ihr strenger, herber Geschmack erst einmal um. Trotzdem ist die Vogelbeere für mich einer der kulinarischen Höhepunkte des Spätsommers. Ich durchstreife jetzt, Ende August, die Parks und die Wohnstraßen meines Viertels, um sie zu pflücken und anschließend in der Küche zu verwenden.
Ganz besonders abgesehen habe ich es auf die roten Früchte der Mährischen Eberesche, auch schlicht Essbare Eberesche genannt (Sorbus aucuparia var. edulis). Im Vergleich zu denen der wilden Eberesche (Sorbus aucuparia), die wunderbar in Chutneys passen, schmecken sie deutlich milder. Sie haben die für die Bitterkeit verantwortliche Parasorbinsäure durch eine Mutation weitestgehend verloren. Erkennen kann man sie daran, dass die Beeren größer sind und kleine helle Punkte auf der Schale tragen. Außerdem ist die Spindel der gefiederten Blätter oftmals rötlich gefärbt.
In Süddeutschland und Österreich werden die „Edel-Vogelbeeren“ gerne in Konfitüren verwendet. Auch Äppelwoi wird gelegentlich mit ihnen verfeinert. Ich dagegen bereite mit ihnen am liebsten eine Quiche zu. Vier bis fünf große Fruchtdolden reichen dafür schon aus.
Ich bereite zunächst einen salzigen Mürbeteig zu, mit dem ich Boden und Rand einer Springform auskleide. Für die Füllung schneide ich 500 Gramm Hokkaido-Kürbis, zwei rote Zwiebeln und zwei Knoblauchzehen klein und brate sie in Öl an. Anschließend gebe ich je 150 Gramm Greyerzer Käse und Brie sowie besagte Vogelbeeren hinzu. In der Form übergieße ich die Masse mit einer Ei-Sahne-Mischung und backe die Quiche mindestens 30 Minuten bei 175 Grad.
Zusammen mit einem kräftigen Bier oder einem naturtrüben Apfelsaft ergibt die Quiche ein hervorragendes deftiges Abendessen.