Der Name sagt es: Ein Zierapfel soll Parks und Gärten zieren. Schade, dass kaum jemand weiß, dass viele dieser Äpfel auch vorzüglich schmecken.
Anfang September verbrachte ich einen Kurzurlaub auf der Insel Föhr. Strandspaziergänge und Radtouren an sonnigen Tagen, laue Luft bis in den Abend hinein. Was mich aber wie im Paradies vorkommen ließ, war das üppige Angebot an Früchten, die gerade auf der Insel reif waren.
Überall sah ich die dicken knallroten Hagebutten der Kartoffelrosen. Wenn sie gerade etwas weich geworden sind, kann man das aromatische Fruchtfleisch um die Kernchen herum abknabbern. In den Hecken und an den Gräben ranken Brombeeren mit reichem Fruchtbehang. Da kann ich nie widerstehen, auch wenn man von jeder Nascheinheit ein paar Kratzer und Schrammen davonträgt.
An den Wegen stehen Ebereschen mit großen orange-roten Vogelbeerdolden. Ein paar dieser bittersauren Beeren bereichern das Geschmacksrepertoire der Wildfrüchte. Ich liebe einfach ihr Aroma etwas abseits vom Früchte-Mainstream. Ein kulinarischer Hochgenuss sind auch die tiefschwarzen, saftigen Früchte der Traubenkirsche. Sie wachsen oft am Rand der kleinen Dörfer genauso wie in den Knicks und entlang einiger Gräben.
Die Entdeckung sind aber drei auffällige Bäumchen in einem kleinen Park in Wyk. Schon von weitem leuchtete mir besonders eine orangefarbene Krone entgegen. Was ist das denn? Als ich näher komme, erkenne ich an Wuchsform, Blättern und Fruchtmerkmalen ganz klar den „Apfel“. Genauer gesagt sind die ovalen Früchte mit einer Schale, die von Cremeweiß über Gelb bis ins Orange- und Rosarote changiert, Zieräpfel. Wahrscheinlich handelt es sich um die Sorte „John Downie“ .
Auf dem Rasen lag bereits eine Menge abgefallener Äpfelchen, so dass ich mich nach einer vorsichtigen Kostprobe ohne schlechtes Gewissen bedienen konnte. Etwas Vorsicht ist angebracht, da manche Zierapfelfrüchte bestenfalls sauer sind und alles andere als ein Genuss.
Diese hier aber sind außerordentlich wohlschmeckend – intensiv apfelig mit einer deutlichen Weinnote und einem ausgewogenen Fruchtsäureverhältnis. Mehrfach wurde ich von neugierigen Passanten angesprochen, was das denn für ein Baum sei und ob man die Früchte tatsächlich essen könne. Nur eine mutige alte Dame traute sich, meinem Beispiel zu folgen und ebenfalls in ein (Fall-)Äpfelchen zu beißen. Sie war begeistert und kündigte an, am nächsten Tag mit einer Tüte zum Aufsammeln wiederzukommen.
Mir liefern die köstlichen Zieräpfel den vitaminhaltigen Proviant für die Rückreise nach Hamburg und die Zutaten für meinen „Inseltraum“. Zu dieser Konfitüre verarbeite ich 750 g der Früchte – mit Schale, nur Stiele und Blütenrest entfernen und in Viertel schneiden – und 750 g der Föhrer Brombeeren mit Gelierzucker 2:1 und einer Prise Zimt. Das war’s schon.
Für die nächsten Wochen wird es sich also lohnen, in Hamburger Parks die Augen nach kleinen Bäumen offen zu halten. Die Zieräpfel reifen jetzt je nach Sorte noch bis in den Oktober hinein.