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Unerwartet & Unbemerkt

Betonklötze und E-Scooter

 

Die Anti-Terror-Barrieren vom Weihnachtsmarkt werden versteigert. Busse nehmen keine E-Scooter mehr mit. Die Kolumne „Unerwartet & Unbemerkt“

Unerwartet

Als kurz vor Weihnachten in Berlin ein Lkw in einen Weihnachtsmarkt raste, schockierte das uns alle, auch in Hamburg. Die Stadt reagierte schnell: Mit mehr Polizei sollte zumindest das Gefühl von Sicherheit wiederhergestellt werden. An Rathausmarkt und Jungfernstieg wurden zudem zahlreiche Betonklötze aufgestellt, die eine Nachahmungstat verhindern sollten.

Während die Betonklötze einigen Besuchern halfen, sorgten sie bei anderen für Beklemmung. Gegen die wollten Unbekannte etwas tun und malten sechs der Klötze bunt an. Zudem hinterließen sie den Schriftzug „Mehr Farbe, weniger Angst“.

Was passiert nun, da die Weihnachtszeit vorbei ist, mit diesen Symbolen? Thomas Pampel, Geschäftsführer der Firma Stoneland, die der Stadt die Klötze lieferte, hat auf diese Frage eine Antwort gefunden: Er will sie zugunsten der Opfer in Berlin versteigern lassen. Diese Idee kam ihm, als er erfuhr, dass sie keinen Anspruch auf eine finanzielle Unterstützung vom Staat haben. Gemeinsam mit dem Opferschutzverein Weißer Ring will er die Überlebenden unterstützen und ihnen zeigen, dass sie nach der Tat nicht alleingelassen werden. Es hätte genauso gut Hamburg treffen können, meint Pampel.

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Betonklotz auf dem Rathausmarkt (c) Stoneland GmbH

Angeboten werden die Klötze im Hamburger Auktionshaus Dechow, ein Termin steht noch nicht fest. Wie viel sie wert sein werden, mag Pampel nicht prognostizieren. Er habe jedoch bereits vom Interesse eines Hamburger Kaufmanns gehört, der bereit sei, für einen der Steine eine vierstellige Summe zu zahlen, erzählt er. Es sieht so aus, als könnten aus kürzlich noch trostlosen Klötzen nun Steine des Anstoßes für mehr Zusammenhalt werden.

Unbemerkt

Öffentliche Verkehrsmittel sollen die Mobilität aller Einwohner garantieren. Das schließt auch Personen ein, die körperlich eingeschränkt sind. Ende des Jahres gab der Hamburger Verkehrsverbund (HVV) bekannt, dass er keine E-Scooter mehr in seinen Bussen befördere. Eine Nachricht, die zwischen den Feiertagen nur wenig Aufmerksamkeit erhielt. Zwar gab es dazu einige kurze Presseberichte, so richtig klar wird vielen aber erst jetzt, was das bedeutet.

E-Scooter sind Fahrhilfen, die anders als elektrische Rollstühle über eine direkte Lenkung verfügen. Das macht sie größer, schwerer und wackelanfälliger. Über die Frage, ob und wie diese Fahrzeuge mitgenommen werden können, gibt es schon länger Diskussionen. Im Herbst noch hieß es: Personen, die einen E-Scooter benötigen, können HVV-Busse nutzen, müssen aber zuvor eine kostenlose Schulung mitmachen. Nun die Kehrtwende.

Grund für die Entscheidung ist ein neues Gutachten, das im Auftrag des Landes Nordrhein-Westfalen erstellt wurde. Laut diesem ist zu einem sicheren Transport von E-Scootern ein gesondertes Bremssystem notwendig. Andernfalls drohen die Gefährte bei Kurven oder Bremsmanövern des Busses zu rutschen oder zu kippen – und sowohl ihre Fahrer als auch andere Passagiere zu gefährden. Problem: Derzeit verfügt kein Modell über ein solches System.

Man arbeite derzeit an bundeseinheitlichen Bedingungen, die eine Mitnahme von E-Scootern wieder möglich machten, teilt der HVV mit. Alle Beteiligten würden intensive Gespräche mit den Herstellern führen.

Ausführlich führt die Hochbahn das Thema in ihrem Dialog-Blog noch einmal aus. Darin spricht die Mitarbeiterin Pia Gängrich von einer „ziemlich doofen Situation“ für das Unternehmen, das einerseits die Passagiere schützen müsse und andererseits die Mobilität aller garantieren wolle.

Bis es die einheitliche Lösung gibt, ist die Situation aber vor allem für Personen, die auf einen E-Scooter angewiesen sind, ziemlich doof. Und sobald die Kriterien für die Beförderung feststehen, könnte es für einige von ihnen bedeuten, dass sie sich einen neuen E-Scooter kaufen müssen.