Lesezeichen
‹ Alle Einträge
Hamburger SV

Pragmatisch. Praktisch. Gut.

 

Mit Sportdirektor Jens Todt ist die Führungsriege des HSV komplett. Sie ist wenig inspirierend – das kann dem Verein nur helfen.

Von Heilsbringern hat der HSV genug. Anders lässt sich die Verpflichtung des neuen Sportdirektors Jens Todt nicht deuten. Die Fans freuen sich nicht besonders auf ihn. Anders als sein Vorgänger Dietmar Beiersdorfer stand er nie für den HSV auf dem Platz. Er war zwar mal im Verein tätig, vor acht Jahren als Leiter der Nachwuchsabteilung, aber er ging dann auch schnell wieder. Als Sportchef arbeitete er zuletzt beim Karlsruher SC – in der zweiten Liga.

Jens Todt ist kein großer Name beim HSV. Jens Todt ist kein großer Name im deutschen Profi-Fußball.

Das kann dem HSV nur guttun. Denn es zeigt, wie der Verein nun geführt wird.

Die wichtigste Verpflichtung des neuen Vorstandsvorsitzenden Heribert Bruchhagen ist vor allem eins: pragmatisch. Bruchhagen hat sich angeschaut, welche Kandidaten auf dem Markt waren, er hat den soliden Manager Todt ausgewählt, hat verhandelt und dann schnell gehandelt – eine Tugend, die bei Führungskräften des HSV in der Vergangenheit nicht gerade stark ausgeprägt war.
Damit steht die neue Führungsriege des HSV fest. Vorstandsvorsitzender: Heribert Bruchhagen. Sportdirektor: Jens Todt. Trainer: Markus Gisdol.

Sind die drei Männer in der Lage, den HSV endlich zu beruhigen? Die Hoffnung, die in sie gesetzt wird, ist begründet.

ARCHIV - Sportdirektor Jens Todt vom Fußball-Zweitligisten Karlsruher SC, aufgenommen am 04.07.2014 im Wildparkstadion in Karlsruhe (Baden-Württemberg) während des offiziellen Fototermins des Vereins für die Saison 2014-15. Foto: Uwe Anspach/dpa (zu dpa «KSC-Sportdirektor Todt: Relegation als Reise in die Vergangenheit» am 27.05.2015) +++(c) dpa - Bildfunk+++ | Verwendung weltweit
Jens Todt, neuer Sportdirektor beim HSV (c) dpa

Das liegt an der Ausrichtung: Vor einem Jahr, als sich der HSV ein Leitbild gab, stand die Nachwuchsarbeit im Mittelpunkt. Talente sollen systematisch ausgebildet und betreut werden, bis sie ihre Chance bei den Profis bekommen. Dieses Konzept scheint Bruchhagen weiterführen zu wollen. Er behält Nachwuchschef Bernhard Peters im Verein und holt mit Jens Todt einen Sportdirektor, der jahrelang im Jugendbereich tätig war.

Das liegt an den Erwartungen: Vor der Saison träumten einige noch von Europa, jetzt geht es wieder nur gegen den Abstieg. Bruchhagen, Todt und Gisdol haben einen klaren Auftrag. Sie müssen keine Wunderdinge vollbringen, sie müssen die Klasse halten. Dass das möglich ist, hat Trainer Gisdol in den letzten Spielen der Hinrunde gezeigt, als seine Mannschaft erstmals so spielte, wie er es sich wünscht: aggressiv und offensiv.

Vor Kurzem wurde Heribert Bruchhagen von seinem ehemaligen Arbeitgeber Eintracht Frankfurt vorgeworfen, ihm fehle der Blick für die langfristige Perspektive. Mit dem Bekenntnis zu Gisdol und Peters sowie der Verpflichtung von Todt hat Bruchhagen das Gegenteil bewiesen. Er hat niemanden wie Horst Hrubesch geholt, um die Nostalgiker zum Träumen zu bringen. Er hat eine Führungsriege zusammengestellt, die etwas Bleibendes aufbauen kann. Erstmals seit Langem hat der HSV wieder eine Perspektive.