Hölzerne Stormtrooper, Superman mit Hitlergruß: In der Hamburger Galerie Feinkunst Krüger stellen fünf Künstler Kuriositäten aus. Sie nennen das eine Weltausstellung.
Es ist schwer, sich zwischen lilafarbenen Hotdogs und schwarzen Keramik-Nacktschnecken zu orientieren. Überall um einen befinden sich Gemälde, kleine und große Skulpturen und rätselhafte Holzaufbauten, an denen sich Menschen mit Bierflaschen und Weingläsern vorbeischieben. Wo zuerst hingucken? Es wirkt, als sei der Flohmarkt vom Großneumarkt mit all seinem Trödel zu Feinkunst Krüger gewandert – oder gleich die ganze Welt.
Keine fünf Minuten und schon scheint sich einem erschlossen zu haben, warum es nicht protzig, sondern treffend ist, dass diese Schau den Titel Weltausstellung trägt. Die alltägliche Reizüberflutung komprimiert in einer kleinen Galerie! Dann aber beginnt man, sich zu orientieren. Die anfängliche Überforderung weicht einem Lächeln und die Ironie hinter dem Titel tritt zutage.
Weltausstellung – im Kern eine Idee aus dem 19. Jahrhundert, eine zukunftsgewandte Leistungsschau der Länder, die in aufwendig gestalteten Pavillons ihre Innovationen präsentieren. Nils Knott, Martin Nill, Gideon Pirx, Patrick Sellmann und Daniel van Eendenburg haben dieses Konzept auf den Kopf gestellt und in der Galerie Feinkunst Krüger eine Antiweltausstellung erschaffen.
Wer will, kann darin durchaus Strukturen erkennen. Die fünf Künstler haben ihre Werke zwar bunt verteilt, sie jedoch zu mehreren großen Installationen angeordnet, quasi den Pavillons dieser Weltausstellung. Die Pyramide in der Mitte, die ein Bild von Nils Knott enthält, wirkt dann einerseits wie eine Schamanenhütte, erinnert aber auch an ökologisch bewusste Holzpavillons, wie sie auf großen Weltausstellungen der jüngeren Vergangenheit zu finden sind. Eine Wand mit Dutzenden kleinen Gemälden von Patrick Sellmann und Gideon Pirx nennt sich sogar direkt Pavillon de Petersburg – eine Anspielung auf die sogenannte Petersburger Hängung (möglichst viele Bilder eng beieinander). Und ein weiteres Bilderkonglomerat, der Pavillon de Refuses, verweist ebenfalls auf die Kunstgeschichte: Im Salon des Refusés stellten französische Avantgardekünstler 1863 ihre Arbeiten parallel zum etablierten Kunstsalon aus, einer Keimzelle vieler Strömungen der Moderne.
Ansonsten aber dominiert im Weltausstellungswirrwarr die Popkultur: Da gibt es verfremdete Legomännchen, Darth Vaders Schädel und hölzerne Stormtrooper, eine Reihung von Hulk-Figuren und Superman, der den Hitlergruß vollführt. Teilweise bleibt man als Besucher Minuten vor den Installationen stehen, entdeckt zwischen Tierfiguren und seltsamen Gegenständen immer neue Details.
Diese Weltausstellung zeigt vor allem die Welt in den Köpfen der Künstler. Sie ist bunt zusammengewürfelt und voller Fragezeichen. Sie führt die Leistungsschau dessen, was gewöhnlich unter einer Weltausstellung verstanden wird, ad absurdum.
Und natürlich spielt Dada, die Antikunst des frühen 20. Jahrhunderts, dabei eine große Rolle. Das durchdachte Chaos, die Nonsensnomenklaturen und die Verfremdung von Alltagsobjekten, die Hans Arp, Max Ernst oder Marcel Duchamp vor etwas mehr als 100 Jahren in die Welt brachten, spiegeln sich in den Werken der Weltausstellung bei Feinkunst Krüger wieder. Der augenzwinkernde Pressetext auf der Galeriewebsite, der die Ausstellung im Stil eines Cabaret-Conférenciers marktschreierisch anpreist, und der mit einem Nonsensetext versehene Katalog tun ihr Übriges, um Dada-Assoziationen zu wecken.
Wer in die hintergründig-chaotische Welt der fünf Künstler eintauchen will, hat dafür noch bis zum 28. Januar Zeit. Bis dahin ist die „Weltausstellung“ noch bei Feinkunst Krüger in den Kohlhöfen 8 zu sehen.