Gut gemeint, dass an den Elbstrand in Altona ein Radweg gebaut werden soll. Letztlich weicht die Stadt damit aber einem größeren Konflikt aus.
Als Blankeneser, der seit zwanzig Jahren in Ottensen lebt, stürzt mich die Diskussion um den geplanten Fahrradweg am Oevelgönner Elbstrand in ein Dilemma. Einerseits halte ich die Idee des Bezirksamtes Altona, einen Fahrradhighway aus den Vororten in die Stadt zu bauen, für zeitgemäß und längst überfällig.
Ich sehe jeden Morgen bei Facebook ein Foto einer guten Freundin, die im Treppenviertel wohnt, sie macht es immer am Beginn ihrer Fahrradtour zur Arbeit in die Innenstadt. Bei jedem Wetter knipst sie den Blankeneser Anleger und den Fahrradweg am Elbufer, ihren Startpunkt. Und oft muss ich daran denken, was ihr danach bevorsteht: Nachdem sie den ganzen Weg bis an die Grenze von Othmarschen nach Ottensen an der Elbe gefahren ist, muss sie in Oevelgönne bis zum Anleger Neumühlen schieben. Erst danach kann sie sich wieder für den Rest der Strecke in den Sattel schwingen.
Das ist mehr als unpraktisch. Eine politische Initiative, die einen durchgehenden Zweiradhighway in die Innenstadt ermöglichte, ist nicht nur für meine Freundin eine gute Idee.
Auf der anderen Seite sind die Argumente der Fahrradweggegner, die sich um die Gastronomen am Elbstrand versammeln, wirklich stichhaltig. Damit meine ich nicht ihre Sorge, dass sonnenanbetende Biertrinker fernblieben, weil sie sich den Strand mit Fahrradfahrern teilen müssten und so für Umsatzeinbußen sorgten. Das kümmert mich nicht so sehr. Ich sehe aber auch das Problem, dass der Elbstrand zwischen dem Findling Alter Schwede im Westen und der Strandperle in der Mitte so eng ist, dass Radfahrer bei Flut und starkem Westwind sich selbst und andere gefährden würden.
Die Elbchaussee ist heute keine Alternative, es sei denn man ist lebensmüde
Das Ausweichen auf die Elbchaussee, beispielsweise ab Teufelsbrück, das von den Radweggegnern vorgeschlagen wird, ist auf den ersten Blick auch keine Lösung. Wer schon einmal zur Rushhour versucht hat, mit dem Rad die Prachtallee Hamburgs zu befahren, ohne sich Schrammen abzuholen, der weiß, was ich meine. Es gibt hier keinen Fahrradweg und ausgerechnet an der Stelle, über die weiter unten am Elbstrand gestritten wird, ist die vielbefahrene Elbchaussee besonders schmal. Als Radfahrer muss man jederzeit damit rechnen, übersehen zu werden.
Genau hier liegt der Schlüssel zur Lösung des Problems. Auch wenn es den Diskurs in der Stadt noch weiter anheizen wird: Hamburg muss sich entscheiden, welcher Fortbewegungsform es den Vorrang geben möchte, dem Auto oder dem Fahrrad. Die Idee, den Strand mit einem Radweg zu überziehen ist vor allem eines: ein Ausweichen vor dieser Entscheidung. Anstatt den Verkehr weiter oben am Elbhang zu regeln, werden unten im Sand Fußgänger, Radfahrer und Sonnenanbeter gegeneinander ausgespielt.
Die Argumente, die allein die Natur gegen den Radweg hat, sind so zwingend, dass alle weiteren Versuche und Ideen, den eigentlichen Konflikt zu vermeiden, wie beispielsweise eine Brücke über die Strandperle zu bauen, verzweifelt wirken.
Hamburg, Du musst Dich entscheiden. Fahrrad First, wäre ein Projekt, dem ich mich uneingeschränkt anschließen könnte – auch wenn das meine SUV-fahrenden Mitblankeneser auf die Barrikaden brächte.