Weihrauchgeruch und ein Sänger in päpstlichem Gewand: Die schwedische Hardrock-Band Ghost verbreitet im Docks sakrale Stimmung und höllisch guten Sound.
Es ist schwierig, eine gute Erklärung für den derzeitigen Erfolg von Ghost zu finden. Ihr gefälliger, nicht zu wilder Hardrock mit Siebziger-Jahre-Einschlag klingt nicht bahnbrechend. Auch hat es im harten Rockbereich schon andere Bands gegeben, die sich mit einer satanischen Aura schmückten. Aber dennoch feiern die maskiert auftretenden Schweden seit ein paar Jahren mit diesem Rezept gewaltige Erfolge, von ausverkauften Tourneen bis hin zum Grammy-Gewinn 2016. Es ist sogar so weit gekommen, dass eine kleine EP namens „Popestar“ ausreicht, um erneut durch die USA und Europa zu touren.
Obwohl das letzte Ghost-Konzert in Hamburg keine anderthalb Jahre zurückliegt, ist das Docks am vergangenen Samstag seit Langem ausverkauft. Metal-Fans, Gothics und ganz normale Leute wollen sich von Sänger Papa Emeritus III. und seinen Instrumentalisten, den Nameless Ghouls, verhexen lassen. Bei vielen geht die Faszination so weit, dass sie sich Tourshirts für 30 Euro leisten.
Um 19 Uhr beginnt mit der Vorband Zombi das Aufwärmprogramm für die Schwarze Messe. Doch es bleibt fraglich, wer an dem Duo auf der Bühne ernsthaft Gefallen findet. Mit Schlagzeug, Synthies und Bass kreieren die Musiker einen belanglosen Sound, der irgendwo zwischen Fahrstuhlmusik und Planetariumsbeschallung liegt. Völlig ohne Höhepunkte plätschert die Musik vor sich hin, mehr als einen Anstandsapplaus erhalten die US- Amerikaner nicht.
Die Stimmung im Saal soll sich noch wandeln. Kurz nach 20 Uhr verdunkelt sich die Bühne, Weihrauchduft erfüllt den Saal und ein langes, sakrales Intro verkündet die Ankunft der Geister. Schon die Roadies, die über die Bühne schreiten, um das Schlagzeug zu enthüllen, ernten Jubel. Als dann die ersten Klänge des Songs Square Hammer auf Hamburg losgelassen werden und sich Papa Emeritus III. mit seinen Ghouls zeigt, wird es extrem laut im Docks.
Wahrlich, das Auftreten der schwedischen Band ist auch beim wiederholten Konzertbesuch höchst eindrucksvoll. Während der Sänger im satanischen Papstornat die Messe leitet, quirlen fünf dämonisch maskierte Instrumentalisten über die Bühne. Fein abgestimmtes Licht bescheint die Band, dazu erschafft ein Bühnenhintergrund, der an Bleiglasfenster erinnert, sakrale Stimmung. Niemand kann Ghost ein Händchen für gekonnte Inszenierungen absprechen. Wie gut sie sind, lässt sich allein schon an den unzähligen Handydisplays erkennen, die im Publikum in die Höhe gestreckt werden.
Zunächst lassen die sechs Ketzer ihre Musik für sich sprechen. Zwar schmälert der unausgewogene Sound im Docks ein wenig den Hörgenuss, doch Songs wie Per Aspera ad Inferi oder das Grammy-prämierte Cirice treffen trotzdem auf Wohlwollen. Zum zweiten Teil des Sets tauscht Papa Emeritus III. das päpstliche Gewand gegen einen eleganten Gehrock. Mit He Is bietet er nun das wohl schönste satanische Liebeslied dar. Hey Ghost, warum nicht mal zum ESC mit einer solchen Nummer?
Als ob das alles nicht schon unterhaltsam genug wäre, schickt der Sänger zwei Damen in Nonnenkleidern los, um dem Publikum zu Body and Blood das Abendmahl zu servieren. Eine Ermahnung ans Publikum, die Schwestern bitteschön nicht anzufassen, ist offenbar leider notwendig.
Im weiteren Verlauf des Konzerts spricht Papa Emeritus III. immer häufiger mit den Zuschauern, oftmals auf anzügliche Art. Er spielt auf die Reeperbahn an, versucht sich an ein paar deutschen Phrasen und huldigt dem Orgasmus. Lacher, Jubelstürme und Beifall en masse sind die Folge. Mit dem obligatorischen Monstrance Clock, bei dem alle noch mal lauter mitsingen, als sie es je beim Konfirmandenunterricht getan haben, werden die Fans nach Hause geschickt.