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Kaiserslautern - St. Pauli

Endlich wieder eine Stadtmeisterschaft!

 

Mit dem Sieg in Kaiserslautern sichert sich der FC St. Pauli den Klassenerhalt. Nun freut man sich aufs Derby. So wie der HSV.

Am Wochenende des Hafengeburtstags rückte Hamburg zusammen. Wir spielen jetzt nicht darauf an, dass sich Hunderttausende rund um die Landungsbrücken auf den Füßen herumgetreten sind, sich in ausschweifendem Drogenkonsum verbrüdert und verschwestert haben. Vielmehr war an dem vergangenen Wochenende zu beobachten, dass zwei traditionelle Hamburger Rasensport-Vereine ihre Liebe zueinander bekundeten.

Mag sein, dass es sich bei dieser Liebe weniger um eine im Geiste handelt. Gemeint ist eher jene Art Anziehung, die in Rivalität begründet ist. Auf der einen Seite ein Stadtzentrumsverein, auf der anderen Seite ein Speckgürtelclub. Die Rede ist vom FC St. Pauli und einem Verein namens HSV.

Beide haben am Wochenende nichts unversucht gelassen, um sich endlich wieder nahe zu sein. Ganz nah auf demselben Grün. Um endlich wieder eine Stadtmeisterschaft zu spielen. Sechs Jahre ist es nämlich schon wieder her, seit Gerald Asamoah sich im legendären Bundesliga-Derby im Volkspark (in einem Stadion, dessen damaliger Sponsorenname längst vergessen ist) unsterblich gemacht hat. Asamoah verwandelte die einzige Torchance des FC St. Pauli zum Siegtreffer – und auf der Gegenseite setzte sich der heutige mallorquinische Luxusmakler mit göttlichen Paraden den Heiligenschein auf: Papst Benedikt Pliquett, Titelhalter seit 2011.

Das erst Mal seit 1976

Am Freitagabend nun lieferte unser FC auf dem Betzenberg im Süden der Republik seinen Part, um ein baldiges neues Derby möglich zu machen: mit dem fünften Sieg in Serie. Dieses Kunststück haben wir seit 1976 nicht mehr vollbracht. In der Hinrunde sammelten wir 11 Punkte – jetzt stehen wir mit 41 Punkten auf einem einstelligen Tabellenplatz. Und haben den Nichtabstieg auf sicher.

Verantwortlich dafür war wie fast immer unsere Tormaschine Aziz Bouhaddouz. Einen Treffer erzielte er selber, den zweiten, einen der schönsten der gesamten Saison, legte er via Doppelpass auf: das 2:0 von Christopher Buchtmann. Der 1. FC Kaiserslautern verkürzte zwar noch auf 2:1, aber dadurch ließ sich unsere aufkommende Vorfreude nicht mehr erschüttern.

Diese Vorfreude auf die nächste Saison in der zweiten Liga vergrößerte der HSV noch, als er am Sonntagnachmittag in seinem heimischen Stadion gegen Mainz zeigte, wo er unbedingt hinwill: ans Millerntor. Nur so kann man sich die rundum desolate Vorstellung der Stellinger erklären. Da giert ein Verein auf den Abstieg, sehnt ein Derby herbei. Und nur so kann man sich auch erklären, warum man Dennis Diekmeier 90 Minuten dabei zusehen konnte, wie er in die Hände klatschte.

Ein seltsames Verhalten des HSV-Mittelfeldspielers! Was wollte er bezwecken? Wollte er mit der Handarbeit seine Kollegen anfeuern? Kaum, denn dann wäre von ihm selber mehr Engagement ausgegangen. Nein, Diekmeier beklatschte die berechtigte Hoffnung, mit dem baldigen Abstieg eine Chance auf einen Titelgewinn zu bekommen.

Aber der seit sechs Jahren amtierende Stadtmeister wird was dagegen haben.