Ein Linken-Abgeordneter hat ein gestörtes Verhältnis zur Wahrheit. Ärgerlich, dass seine Partei ihn trotzdem in den Bundestag schicken will.
Die Zeiten sind angespannt, wenige Worte reichen oft, um die Lage eskalieren zu lassen. Im Großen hat das der türkische Außenminister kürzlich bewiesen, als er im Konsulat an der Alster über angebliche Demokratiedefizite Deutschlands herzog und seine Zuhörer damit innerhalb kürzester Zeit aufwiegelte. Und Martin Dolzer, Bürgerschaftsabgeordneter der Linken, demonstrierte die verheerende Wirkung falscher Worte kürzlich im Kleinen.
In St. Georg hatte ein Zivilpolizist auf einen Ghanaer geschossen, der ihn zuvor offenbar mit einem Messer attackiert hatte. Eine undurchsichtige Situation, widersprüchliche Zeugenaussagen. Aber schon wenige Tage nach dem Vorfall ließ sich Dolzer dazu hinreißen, in der taz von einem »rassistisch motivierten Hinrichtungsversuch« zu sprechen. Beweise für den krassen Vorwurf blieb er schuldig, einen Effekt hatte seine Äußerung dennoch: Die Debatte überschlug sich fast vor Hysterie, und in St. Georg kam es zu Tumulten. In einer ohnehin brisanten Situation hat Dolzer mit einer einzigen Äußerung gleich mehrere Eskalationsstufen auf einmal genommen. Weiter„Widdewidde wie sie mir gefällt“