Der FC St. Pauli pflegt seinen Ruf als der etwas andere Verein. Doch die Präsentation der neuen Trikots für die Saison 2014/15 gibt denen recht, die St. Pauli als Modelabel mit angeschlossener Fußballabteilung verspotten. Trotz des Boheis, das die Marketingabteilung mit dem neuen Ausrüster Hummel veranstaltet hat, gefallen mir die Trikots: Sie sind verspielt und bunt und spiegeln damit St. Pauli wider.
Wer sich an die Mode der achtziger und frühen neunziger Jahre erinnert, der wird beim Anblick der neuen Trikots ein Déjà-vu haben. Vor allem das Pokaltrikot (das in alter Tradition meist nur einmal getragen wird) verzückt Freunde der Surfwear vergangener Jahrzehnte. Ein Blog-Leser aus Schleswig-Holstein fühlt sich vom Torwarttrikot ausgerechnet an Bodo Illgner erinnert – nun ja.
Wie bei jeder Neuerung gibt es kritische Stimmen im Verein. Einige berufen sich auf Formalien und zitieren die Satzung, in der steht, wie das Vereinswappen auszusehen hat. Andere sprechen in verächtlichem Ton von „Handballtrikots“ – dabei hat der FC St. Pauli selbst eine widerborstig tolle Handballabteilung, der man mit den neuen Trikots Respekt zollen könnte. Ich mag diese Art der Kritik nicht, denn jedes Reiten von Formalitäten ist mir zuwider.
Das Ergebnis von Hummels Auseinandersetzen mit dem Kosmos St. Pauli ist vor allem verspielt und vielfältig, Sportklamottendesigner Jason Lee (was für ein Beruf!) hat viel Aufmerksamkeit auf Details verwendet: So prangt auf dem Hosenbund der Jolly Roger und auf dem Herzen das Wappen des FC St. Pauli. Ich verstehe das als Anspielung auf das Spannungsverhältnis dieser beiden Symbole. Mir gefällt es so bunt, spiegelt doch das Trikot auch die Vielfalt des FC St. Pauli wider, so irritierend diese auch auf konservative Augen wirken mag. Und wenn jetzt 500 Leute motzen, dann hat man das, was St. Pauli so ausmacht – eine leidenschaftliche Diskussion.
Mein Vorschlag an die Formalisten: Ändern wir im Herbst doch einfach den Paragraph 4 unserer Satzung:
„1. Die Vereinsfarben sind braun-weiß-bunt.“