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Unerwartet & Unbemerkt

Der neue HSV und was mit Ziegen

 

Der GAU des HSV Handball schlug Wellen – sein Neuaufbau verläuft unbemerkt. Gänzlich unerwartet tauchten zudem zwei Ziegen in Bahrenfeld auf. Wir gehen auf beides ein, in unserer Kolumne „Unerwartet & Unbemerkt“.

Unerwartet

Die Polizei müsse mal „meckern“ war auf Twitter zu lesen. Kurz vor dem Blitzmarathon stellten Hamburgs Ordnungshüter eine tierische Widrigkeit im Straßenverkehr fest. In einem Kompaktklassewagen transportierte doch tatsächlich jemand zwei Ziegen – ohne eine dazugehörige und angemessene Box.

Geht so gar nicht, beschloss die Polizei, während ihr Social Media Team sich angesichts des Böhmermann-Gedichts (war da nicht was mit Ziegen?) vermutlich mehr als nur einen dummen Witz verkneifen musste. Stattdessen konnte es später mit weiteren Breaking News nachlegen: Die Ziegen befänden sich nun in Polizeigewahrsam, bis eine passende Transportbox verfügbar sei. Außerdem sei eine Strafe von 35 Euro für „falsche Ladungssicherung“ fällig.

Auf Nachfrage vermeldete die Polizei später, dass es beiden Tieren gut ginge und sie vom Besitzer gut gesichert auf einen „Gnadenhof“ transportiert worden seien.

Unbemerkt

Viel zu meckern gibt es auch in Hamburgs Sport. Es ist gerade einmal ein paar Monate her: Im Januar wurde das Insolvenzverfahren der Profisport-GmbH der Handballer des HSV Hamburg eröffnet. Kurz darauf entzog die Liga dem Verein die Lizenz, die erste Mannschaft wurde abgemeldet. Ein kompletter Neuaufbau sollte her. In dessen Fokus stand und steht die bisherige U23 des Vereins. Die spielt in der vierten Liga und bekam einen neuen Auftrag: Aufsteigen in Liga drei.

Die Ironie des Ganzen: Diese ursprünglich zweite Mannschaft war ganz ursprünglich die erste Mannschaft des Hamburger SV mit dem eine Kooperation besteht und mit dem die Bundesliga-Handballer oft verwechselt wurden – bisweilen auch absichtlich provoziert durch Namensgebung und Logoübernahme. Dass die U23 zum neuen Profiteam aufgebläht werden soll, schmeckt freilich nicht jedem, auch wenn das kaum offen kommuniziert wird. Doch klar ist: Geht das Team in den nächsten Jahren den Weg aus der vierten zurück in die erste Liga, werden einige Hilfe leisten müssen, die auf der Strecke bleiben.

Im April gelang nun kurz vor Saisonende der geplante Aufstieg in Liga drei. Wie bei einem Aufstieg üblich, werden einige der Spieler, die für diesen Erfolg gesorgt haben, den Weg in die höhere Spielklasse nicht mitantreten und das Team verlassen. „Aus den unterschiedlichsten Gründen werden diese Spieler uns zunächst nicht weiter begleiten, sich anderen Clubs anschließen oder sich ihrem beruflichen Weg mehr zuwenden, der nicht immer mit dem Aufwand der dritten Liga in Einklang zu bringen ist“, heißt es zu den sieben beim letzten Heimspiel verabschiedeten Spielern auf der Website des HSV.

Doch nicht nur im Team selbst bastelt der Verein an der neuen Version seiner selbst. Marc Evermann wurde Mitte April zum neuen Präsidenten berufen. Ihm als Vizepräsident zur Seite steht Martin Schwalb. Der ehemalige Erfolgstrainer der HSV-Profis koordiniert die Bereiche Sport, Wirtschaft und Kommunikation. Jürgen Rütsch bleibt Schatzmeister, Sven Hielscher verantwortet „Politik und Verwaltung“. Neben Schwalb soll noch eine Person aus der Hochzeit des HSV den Verein zurück nach oben bringen: Torsten Jansen. Der Linksaußen wird neuer A-Jugend-Trainer. Und ganz ausschließen, dass er auch selbst noch mal als Spieler mithilft, will er ebenso wenig wie Pascal Hens, der zuletzt in Dänemark spielte.

Dass dies alles zwar mit gewissem Interesse, aber gleichsam doch vergleichsweise unbemerkt passiert, ist dem neuen Präsidium übrigens nur recht: Auf einen Zeitplan für die Rückkehr in die höchste Spielklasse will man sich nämlich nicht festlegen. Ziel ist sie aber sehr wohl.