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Drei Minuten für ...

… die Astra Stube

 

Welche Orte machen Hamburg aus? Die Dreitagewoche-Bloggerinnen finden: die enge Astra Stube unter der Sternenbrücke. Eine neue Folge ihrer Serie „Drei Minuten für“.

Über Geschmack lässt sich nicht streiten. Auch nicht bei Bier: Für die einen ist Astra eine einzige Zumutung, für die anderen die allererste Wahl. Das muss man akzeptieren. Keine zwei Meinungen sollte es dagegen über die Astra Stube geben, den nach der Hamburger Biermarke benannten Club unter der Sternenbrücke in Altona. Er verdient es ganz einfach, auch von denjenigen bewundert zu werden, die das Gebräu im knollenförmigen Gewand ansonsten meiden.

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Foto: Joerg Slawik

In kaum einer Bar der Umgebung begegnet man sich so sehr auf Augenhöhe wie in der Astra Stube. Und das gilt nicht nur für das aufgeschlossene und unangestrengte Publikum, den freundlichen Kassenmenschen an der Tür oder das Barpersonal (nein, hier wird nicht nur Astra gereicht): Es bezieht auch die auftretenden Bands mit ein. Denn: Vom Eingang bis zur Bühne sind es geschätzt nur vier Meter. Berührungsängste sind da also völlig fehl am Platz.

Da in die gute Stube höchstens einhundert Gäste passen, bildet sich jeden Abend wieder ein Träubchen Menschen vor der Eingangstür. Mit Blick auf die Kreuzung Stresemannstraße/Max-Brauer-Allee und den vollgetaggten, mit Plakaten verzierten Schaufenstern des Clubs im Rücken, stehen sie da, um kurz frische Luft zu atmen. Die kann drinnen schon mal etwas knapp werden. Aber dafür können die Besucher eben auch handverlesene Acts aus nächster Nähe erleben. Solche, die in Deutschland eher noch auf der Stufe Geheimtipp stehen. Sie nutzen die Astra Stube gerne als Sprungbrett, bevor es dann auf größere Bühnen geht.

Am Eröffnungsabend 1999 spielte sogar die kanadische Electroclash-Ikone Peaches ein spontanes Konzert. Und immer wieder kommen englische und skandinavische Bands, die andernorts große Clubs füllen, in die kleine Astra Stube, um hier ihre Tourneen zu starten oder zu beenden. Aber auch Künstler, die sich den eher abseitigen Genres des musikalischen Spektrums widmen, finden hier ihren Platz und ihr Publikum.

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15 Jahre geht das nun schon so — das wollen wir zum Anlass nehmen, der Astra Stube ganz herzlich zu gratulieren. Wir möchten ihr aber auch ein dickes Dankeschön aussprechen: Wo sollten all die tollen Bands, Party- und Konzertreihen (Filthy Diamonds, Breakfast for Champions, Rap Galore oder Vinka Katt, um mal einige zu nennen) ein Zuhause finden, wenn nicht hier? Eine rhetorische Frage, klar, aber in der Vergangenheit hat sie sich tatsächlich immer mal wieder gestellt.

Die Astra Stube, wie auch ihre Nachbarläden Waagenbau und Fundbureau, waren schon mehrmals sehr akut von der Schließung bedroht. Grund dafür: Die verkehrsgünstige Lage der Clubs, direkt an der Kreuzung, unter der bereits erwähnten Sternbrücke. Diese Eisenbahnbrücke wird früher oder später saniert werden müssen. Und da der Bahndamm im Zuge dieser Sanierung aufgefüllt werden muss, gilt es als ausgeschlossen, dass die Clubs dann an ihre alten Plätze zurückkehren können. Glücklicherweise hat die Deutsche Bahn sich vorerst entschieden, die Arbeiten so lange aufzuschieben, wie es die Bausubstanz hergibt. Für die Clubs bedeutet das bis Ende 2015 erst mal Ruhe im Umzugskarton. Und: für uns alle noch reichlich Gelegenheit, in, vor und neben der Astra Stube gesellige Abende zu verbringen.

Fangen wir am besten gleich damit an: Das große Astra Stuben-Geburtstagswochenende steht an. Höhepunkt: Die große Jubiläumsfeier am Sonntag, 12. Oktober, mit Live-Musik, DJs, Kaffee und Kuchen. Zudem soll das Astra Stube Birthday Mixtape vorgestellt werden, auf dem sich Künstler wie Corwood Manual, Swearing at Motorists, Tellavision oder Sport verewigt haben. Also raus mit den Sonntagsklamotten und rein in die gute Stube!