Der FC St. Pauli steht vor dem Spiel gegen den SV Sandhausen auf dem letzten Tabellenplatz. Das ist kein Drama – aber der Verein muss jetzt handeln.
Der ehemalige Fußballspieler Jürgen Wegmann sagte zu einer Zeit, als er noch aktiv auf dem Platz stand, einen denkwürdigen Satz, der ihn direkt in die Riege der Fußball-Philosophen katapultierte. Der ging so: »Erst hatten wir kein Glück, und dann kam auch noch Pech hinzu.« Der FC St. Pauli, der sich gerne als Philosophen-Verein der Bundesligen sieht, kann mit diesem Spruch zurzeit mehr anfangen, als ihm lieb ist.
Kein Sieg in den letzten fünf Spielen. Überhaupt nur ein Sieg in neun Saisonspielen. Am vergangenen Freitag eine Niederlage im eigenen Stadion gegen Aufsteiger Erzgebirge Aue. Letzter Tabellenplatz.
Bei einem anderen großen Verein in der Stadt reicht eine ähnliche Konstellation, um in Panik zu verfallen. Beim FC St. Pauli bleiben bislang alle ruhig. Zu Recht. Denn sie wissen, dass Jürgen Wegmanns Satz ganz gut zusammenfasst, was bislang in dieser Saison passiert ist.
Im ersten Spiel gegen den Absteiger aus Stuttgart zeigte der Verein begeisternden Fußball – und verlor am Ende knapp. Danach nahm das Unglück seinen Lauf. Es verletzten sich Spieler, die der Mannschaft Halt geben sollten. Trainer Ewald Lienen setzte auf einen Spieler, der eigentlich noch krank war und prompt ein Gegentor verursachte. Es verletzten sich noch mehr Profis. Andere, die sie ersetzen sollten, blieben weit unter ihrer Normalform. Der Trainer hatte kein Glück mit neuen Spielern in der Startelf, und einige Entscheidungen der Schiedsrichter fielen ganz anders aus, als sich der FC St. Pauli das gewünscht hätte.
Der Blick auf die Tabelle sagt, dass alles wieder eingestürzt ist, was sich der Verein in der vergangenen Saison aufgebaut hat. Nur täuscht der Blick in diesem Fall im doppelten Sinne: Der FC St. Pauli war im letzten Jahr nicht so gut, wie er am Ende dastand (auf Platz vier). Und er ist in diesem Jahr nicht so schlecht, wie er dasteht.
Es ist also nicht alles schlecht. Dennoch wäre es fatal, das fehlende Glück als bequeme Ausrede zu nutzen. Denn es gibt einiges zu tun beim Tabellenletzten.
Trainer Ewald Lienen muss voll auf die Verteidigung setzen. Als er vor knapp zwei Jahren nach Hamburg kam, brachte er der völlig verunsicherten Mannschaft bei, wie man Gegentore verhindert. Nur so entrann sie dem sicher geglaubten Abstieg. Jetzt ist es wieder höchste Zeit, die Strategie mit aller Konsequenz zu wiederholen.
Spieler, die lieber spektakulär dribbeln, als eine taktische Ausrichtung zu befolgen, müssen entweder ihre Spielweise ändern oder auf der Bank sitzen.
Und Manager Thomas Meggle muss jetzt schon schauen, wie er den Kader im Winter verstärkt. Vor allem im defensiven Mittelfeld. Denn bei allem Pech darf nicht übersehen werden: Auf der wichtigsten Position im modernen Fußball hat der Verein mit Marc Rzatkowski und Enis Alushi zwei Stammspieler verloren – und keinen gleichwertigen Ersatz gefunden.