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FC St. Pauli

Romantisch bleiben!

 

Der FC St. Pauli muss sich in der Rückrunde vor dem Abstieg retten. Auf dem Spiel steht ein seltenes Ideal im Profi-Fußball.

Am Wochenende beginnt für die Vereine der Zweiten Fußball-Bundesliga die Rückrunde. Für den FC St. Pauli ist das nicht irgendeine Rückrunde. Es ist die Zeit, die über die Zukunft des unangepasstesten Fußballvereins der Republik (Selbstbild) entscheidet.

Der FC St. Pauli steht schlecht da. Er zeigte in der Hinrunde Schwächen, die kaum einer für möglich gehalten hatte. Letzter Tabellenplatz, nur elf Punkte aus siebzehn Spielen, die wenigsten Tore der Liga geschossen: eine katastrophale Bilanz.

Das kann nur besser werden, sagen jetzt die Optimisten. Dafür spricht einiges.

Trainer Ewald Lienen hat Hilfe an der Seitenlinie bekommen. Olaf Janßen kam Ende der Hinrunde als Co-Trainer aus Stuttgart. Er ist ein erfahrener Mann, der mit frischem, distanziertem Blick auf die Mannschaft schaut und Dinge ansprechen kann, die Lienen nach zwei Jahren im Verein nicht mehr auffallen.

Die Mannschaft ist verstärkt. Der kaufmännische Geschäftsleiter Andreas Rettig, der bis zum Saisonende auch Sportdirektor ist, hat drei Neue verpflichtet. Die Mittelfeldspieler Johannes Flum und Mats Möller Daehli sowie der Stürmer Lennart Thy kommen von den Ersatzbänken der Ersten Liga. Wenn sie gesund bleiben, sind sie definitiv Verstärkungen, die dringend notwendig sind.

Zurück am Millerntor: Stürmer Lennart Thy, hier gefeiert von Trainer Ewald Lienen (c) dpa

Ewald Lienen und die meisten seiner Spieler wissen, wie Abstiegskampf geht. Vor zwei Jahren stand der Verein ähnlich schlecht da. Lienen konzentrierte sich voll auf die Defensive und schaffte am letzten Spieltag den Klassenerhalt.

Der FC St. Pauli hat nun auf allen möglichen Ebenen gehandelt. Es gibt Grund zur Hoffnung. Das Problem ist nur: Es muss auch klappen.

Sollten die Trainer die Mannschaft nicht richtig erreichen, sollten die Neuzugänge sich nicht integrieren, sollte die Elf auf dem Platz kein Team bilden, steigt die Mannschaft in die Bedeutungslosigkeit der Dritten Liga ab. Das wäre brutal. Niemand weiß, ob sich der Verein davon erholen könnte. Weil nicht nur eine Mannschaft aus der Zweiten Liga weg wäre, sondern eine idealistische Haltung verloren ginge.

Der FC St. Pauli hat unter Präsident Oke Göttlich wieder eine klare Ausrichtung: Er will politisch sein, er will unbequem sein, er will anders sein. Das deutlichste Zeichen: Jeder Verein hätte bei so einer Hinrunde den Trainer rausgeschmissen. St. Pauli behält ihn und stärkt ihn.

Göttlich verkörpert den Traum, dass Kontinuität sich auszahlt. Dass im Profi-Sport mehr als Geld entscheidet. Deshalb werden den Verein jetzt auch alle Fußball-Romantiker unterstützen, die diese Vorstellung teilen.

Beim FC St. Pauli geht es ums Ganze, nicht nur auf dem Platz.