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FC St. Pauli

Beeindruckend konsequent

 

Der FC St. Pauli besiegt den Tabellenführer SC Freiburg durch ein Last-Minute-Tor. Viel wichtiger: Die Kiezkicker entdecken den Spaß am konzentrierten Verteidigen.

Trainer Ewald Lienen hatte mehr als einmal vor den Offensivqualitäten der Freiburger gewarnt. Sie seien so schwer auszurechnen, weil fast jeder offensive Mittelfeldspieler in der Lage sei, ein Spiel zu entscheiden. 27 Tore hatten sie bis zum gestrigen Spieltag bereits geschossen. Am Millerntor kam allerdings kein einziges hinzu. Nach dem unnötigen 3:3-Remis in Berlin verteidigten die Spieler des FC St. Pauli zu Hause von der ersten Minute an beeindruckend konsequent.

Fahnenmeer am Millerntor; Foto: Erik Hauth
Fahnenmeer am Millerntor; Foto: Erik Hauth

Die Heimmannschaft stand so tief in der eigenen Spielhälfte, dass die ballsicheren Freiburger nicht zu ihrem hochgelobten Kombinationsspiel kamen. Eine defensive Meisterleistung. Es war den Boys in Brown anzusehen, wie viel Spaß ihnen das kraftvolle Verteidigen brachte. Auch wenn der SC Freiburg mehr Ballbesitz hatte: Zündende Ideen entwickelten sie nicht. Vor allem die Vierer-Abwehrkette (Lasse Sobiech und Philipp Ziereis innen, Daniel Buballa und Marc Hornschuh außen) machte ein nahezu perfektes Spiel. Der erste Torschuss der Freiburger, der auch nur ansatzweise gefährlich wirkte, notierte Ewald Lienen erst in der 44. Minute der Begegnung.

Bei 13 Grad Celsius soll der Mensch am glücklichsten sein, habe ich mal in einer Studie gelesen. Im Millerntor-Stadion waren es am Sonntagmittag 12,22 Grad. Kurz vor perfekt. Ich genoss es, den Spielern dabei zuzusehen, wie sie grätschten und den Ball wegspitzelten. Ich hätte mich nicht geärgert, wenn am Ende zwei Nullen auf der Anzeigetafel gestanden hätten.

Am Ende aber veredelten die Spieler des FC St. Pauli ihre famose Leistung sogar: Den wuchtige Volley-Schuss von Lennart Thy parierte Freiburgs Keeper noch bravourös, er konnte aber nicht verhindern, dass der quirlige Marc Rzatkowski abstaubte. Das 1:0 in der 91. Minute!

Vor dem Spiel hieß es im Verein, an den Freiburgern müsste man das Leistungsniveau des FC St. Pauli messen. Ewald Lienen dürfte es jetzt schwer haben, die Erwartungen zu dämpfen.