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FC St. Pauli

Im Strafraum des Grauens

 

Erst der Maulwurfshügel, dann eine Flanke, die ins Tor springt: Autor Erik Hauth ist überzeugt, dass der FC St. Pauli beim 3:3 in Berlin gegen dunkle Mächte kämpfte.

Es ist die Aktion, die zum 1:1-Ausgleich führt, die mich an Yoda und Luke Skywalker denken lässt. Im fünften Teil der Star-Wars-Saga lernt der junge Luke Skywalker beim alt gewordenen Jedimeister Yoda das Handwerk des Jedikriegers auf einem Sumpfmond im Dagobah-System.

Zu seiner Ausbildung gehört auch, dass er sich in einem besonders schlickigen Teil des Sumpfes seinen eigenen Ängsten stellt. „An diesem Ort herrscht die dunkle Seite der Macht“, warnt ihn sein Lehrmeister. Genau so verhält es sich auch am Samstagmittag in der Alten Försterei. Genauer gesagt: im Strafraum an der Ostseite der Alten Försterei. Auch hier herrscht die dunkle Seite der Macht – zumindest muss es Robin Himmelmann so vorkommen.

Bereits im Frühjahr ereilte den FC-St.-Pauli-Torhüter hier das Unglück, als er in der 89. Minute unbedrängt über den Ball schlug und Union Berlin so unverdient siegen konnte. Der Maulwurfshügel, der den Ball damals verspringen ließ, lag nahe am Fünfmeterraum. Eben dort, wo Robin Himmelmann am Samstag wieder steht, als der Berliner Gegenspieler Eroll Zejnullahu den Ball in der 42. Minute hoch in den Strafraum schießt. Das Spielgerät fliegt sachte an Freund und Feind vorbei und kommt so doof vor Himmelmann auf, dass es an ihm vorbei ins Tor springt.

Strafraum in der Alten Försterei. Foto: Oke G.
Blick durchs Fenster auf den Strafraum in der Alten Försterei. Foto: Oke G.

Dieser Strafraum aber ist mit den Kiezkickern noch nicht fertig. In der 45. Spielminute gaukelt er Fafà Picault, dem US-Boy im Team des FC St. Pauli, vor, der Ball vor ihm wäre bereits im Toraus. Während der Unioner Michael Parensen weiterspielt, bleibt Picault stehen und kann nur noch dabei zusehen, wie Maximilian Thiel zur Pausenführung der Gastgebermannschaft einschießt.

Zu Beginn der zweiten Halbzeit bringt Ewald Lienen den jungen Jedi Sebastian Maier für den zuletzt verwirrten Picault. Er bringt seine ganze Kraft gegen den Strafraum des Grauens ein, den nun die Berliner verteidigen müssen. Zweimal klatschen seine gefährlichen Standards allerdings nur gegen den Pfosten.

Es passt zum Charakter böser Kräfte, dass ihre Laune oft wechselt. Nun haben die Spieler des 1. FC Union Berlin ihre Probleme mit dem verwunschenen Fünfer vor unserem Fanblock. Sowohl bei der Abwehr einer Buballa-Flanke, die Marc Hornschuh zu seinem ersten Zweitligator verwertet (54. Spielminute), als auch beim Schultertor von Jeremy Dudziak (75.) behindern sich gleich drei Berliner Abwehrspieler gegenseitig.

Die Kiezkicker haben sich zurückgekämpft und das Spiel gedreht. Und würde es nur die regulären und legendären 90 Minuten dauern, der FC St. Pauli würde verdient als Sieger vom Feld gehen. Dieses Spiel dauert aber kurioserweise 94. Minuten, zwei lange Minuten länger, als der Schiedsrichterassistent empfiehlt.

Beim 3:3-Ausgleich der Berliner (eben in jener 94. Minute) sind dann erstmals nicht dunkle Mächte schuld, denn das Tor fällt im anderen Strafraum. Es sei denn, Torschütze Benjamin Kessel ist mit Darth Vader verwandt.