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FC St. Pauli

Vorgefürth im eigenen Stadion

 

Montagabend, Flutlicht, der sich zum vierten Mal jährende Derbysieg: Perfekte Bedingungen für ein erfolgreiches Heimspiel des FC St. Pauli. Ich hoffte auf die Kehrtwende, auf den ersten Schritt raus aus dem Tabellenkeller der zweiten Bundesliga. Daraus aber wurde nichts. Die Mannschaft verlor mit 0:1 nach Toren gegen die SpVgg Greuther Fürth, weil sie vor dem gegnerischen Tor viel zu nervös war. Und weil es ihr vier Männer verdammt schwer machten: das Schiedsrichtergespann um Martin Petersen.

You'll Never Walk Alone schallt es nach der Niederlage am Millerntor.
You’ll Never Walk Alone schallt es nach der Niederlage am Millerntor.

Als die Begegnung zwischen den Tabellenletzten und den Rekord-Torlosen aus Fürth endete, tobte Trainer Ewald Lienen über den Rasen – genauso wie die vielen St. Pauli-Fans über ihm auf der Gegengeraden. Die viel zu kurze Nachspielzeit von drei Minuten war nur der Tropfen, der das Fass und die Stimmung gegen Schiedsrichter Petersen und sein Gespann zum Überlaufen brachte.

Vorher hatte der Stuttgarter Unparteiische den Boys in Brown in der 16. Minute einen klaren Handelfmeter verwehrt. Erst pfiff er ihn, dann ließ er sich von seinem Linienrichter umstimmen. Sein Kollege auf der anderen Seite hatte ebenfalls einen rabenschwarzen Tag erwischt, denn er ahndete etwa zehn Minuten später eine deutliche Abseitsposition der Fürther nicht. Die Folge: das Tor, das am Ende unsere Niederlage bedeutete.

Danach explodierte das Millerntor in Wut und Solidarität. Der FC St. Pauli, bis dahin das klar bessere Team, wurde immer nervöser und verstolperte klarste Torchancen. Mittelfeldspieler Dennis Daube dachte zu lange nach, als er in der 20. Minute frei vor Torwart Wolfgang Hesl auftauchte. Marc Rzatkowski verzog den Ball, als er kurz vor der Pause den Ausgleich in Richtung oberes rechtes Eck drücken wollte.

Und im Verlauf der zweiten Halbzeit wurde es immer schlimmer – sowohl mit dem Schiedsrichter, als auch mit der Chancenverwertung. Schiri Petersen zeigte bezeichnenderweise nicht den hart einsteigenden Schröck und Fürstner die gelbe Karte, sondern einem Fürther Einwechselspieler, der bei einem Abstoß Hesls auf das Feld lief. Derweil hätte Stürmer John Verhoek in der 63. Minute nach einer Musterflanke von Lasse Sobiech eigentlich nur die Sohle hinhalten müssen, um den sicheren Ausgleich rein zu schubsen, aber er versagte auch hier.

Es wirkte, als wäre der Strafraum der Fürther verzaubert, auch die Hereinnahme von Ante Budimir half am Ende nichts mehr. St. Pauli verlor unverdient gegen die Spieler in Grün-Weiß und die vier vogelwilden Schiedsrichter, über die Ewald Lienen später noch sagen sollte, dass sie St. Pauli „im eigenen Stadion vorgeführt hätten“.

Anna, meine treue und ewig meckernde Nachbarin auf der Gegengerade, krächzte nach dem Abpfiff heiser den Namen Hoyzer gen Rasen und stimmte dann You’ll Never Walk Alone an. Mit letzter Kraft antwortete sie auf meine obligatorische Frage nach dem Spieler des Tages: „Bei Waldemar Sobota sieht man, dass er das alles kann“, sagte sie. Dann war von ihr nichts mehr zu hören. Das will was heißen.