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Friesenhof-Heime

Weg damit!

 

Hamburg steckt Problemkinder gern in abgelegene Heime, anstatt sie in ihrer Umgebung zu reintegrieren. Jetzt helfen dabei sogar die Grünen.

Ende gut, alles gut, könnte man sagen. Jetzt wurden auch die letzten der Friesenhof-Heime geschlossen, die in den vergangenen Wochen für Skandale im Norden gesorgt hatten: Ein autoritärer Erziehungsstil hat dort geherrscht, auch zu Übergriffen von Betreuern soll es gekommen sein. Am Ende hatte nur noch Hamburg Jugendliche dort untergebracht, sonst kein anderes norddeutsches Bundesland mehr. Doch noch immer scheint die Stadt nichts daraus gelernt zu haben.

Das ist verwunderlich, denn immer wieder hat Hamburg in den letzten Jahren schlechte Erfahrungen mit geschlossenen Heimen gemacht. So zuletzt bei den Heimen der Haasenburg GmbH in Brandenburg, wo Hamburger Jugendliche misshandelt wurden. Dorthin hatte Hamburg Kinder und Jugendliche geschickt, nachdem das eigene Heim in der Feuerbergstraße dichtgemacht worden war – auf Druck der Grünen in der schwarz-grünen Koalition.

Hamburg hat offensichtlich ein Problem mit Kindern und Jugendlichen, die auffällig geworden sind. Statt sie gezielt zu fördern, werden viele von ihnen weggesperrt, am besten aus der Stadt geschafft. Zu wenig werden Hamburger Problemkinder in der Umgebung gefördert, in der sie wohnen und wo sie vernachlässigt worden sind – und wo sie wieder integriert werden sollten. Stattdessen verbannt man die Problemkinder so weit weg, dass sich am besten niemand mehr an sie erinnert. Das soll Bewohnern wie Gästen signalisieren: Wir schützen euch!

Ausgerechnet die Grünen, die im Ole-von-Beust-Senat noch die Schließung des Heims in der Feuerbergstraße durchsetzten, machen nun die Politik der abgelegenen geschlossenen Heime mit. Hamburg und das ebenfalls rot-grün regierte Bremen verhandeln über die Einrichtung eines gemeinsamen Heims in Bremen – in einem ehemaligen Frauenknast. Dabei gibt es ein erfolgreiches alternatives Modell: Eine neue Koordinierungsstelle des Paritätischen Wohlfahrtsverbands zeigt seit letztem Jahr, wie es anders gehen kann. Sie hat sich bislang um 15 Kinder mit Problemen gekümmert, sie findet individuelle Lösungen für jedes Kind, dort, wo es lebt – ganz ohne geschlossenes Heim.