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Polemik

TOP 10: Warum Hamburg besser ist als Berlin, Teil 2

 

Ich habe hier schon einige Gründe genannt, warum Hamburg besser ist als Berlin. Weil fünf Kritikpunkte für die ganze Misere nicht reichen, lege ich jetzt noch mal nach – und gebe am Ende gern zu, was auch in Hamburg nervt.

TOP 6: In die Stadt fahren

In Berlin kann man nicht in die Stadt fahren. Dieses „in die Stadt fahren“ geht nur in Hamburg, denn Berlin ist keine Stadt. Berlin ist eine Ansammlung einzelner Dörfer und Berlin ist so ehrlich und gibt dies auch noch zu. Man nennt das allerdings nicht Dorf, sondern Kiez. Wenn sie in Hamburg „in die Stadt fahren“ sagen, wissen die meisten Menschen, welcher Teil der Stadt damit gemeint ist. Es geht natürlich um die sogenannte Innenstadt, etwas, dass es in Berlin nicht gibt.

Klare Sache, Hamburg ist eine Stadt und hat eine Innenstadt. Da kommt Berlin nicht mit. Wenn sie in Berlin dieses Thema ansprechen, müssen sie mit Rückfragen rechnen. Zentrum-Ost? Oder doch Zentrum-West? Oder doch nur vorm Kaisers im Kiez? Es besteht jedes Mal Klärungsbedarf.

TOP 7: Flughafen

In Hamburg brauchen sie mit der S-Bahn genau 24 Minuten vom Bahnhof zum Flughafen. In Berlin, wenn die Bahn denn fährt und Sie wissen, zu welchem Flughafen Sie müssen, dauert es länger. (Die schlimme Sache mit dem BER erwähne ich hier nicht, es wäre unfair.)

Schönefeld. Welch unfassbar hässliches Ding, mein Beileid allen Menschen, die Berlin zum ersten Mal über Schönefeld erreichen. Waren sie in letzter Zeit mal im Flughafen? Da dürften sie als Berliner sofort weinen, so hässlich ist diese Visitenkarte.

TOP 8: Einkaufen

In Hamburg ist es, dank der erwähnten Innenstadt, erstaunlich komfortabel einzukaufen. Egal ob sie durch überfüllte Passagen mit den aus deutschen Fußgängerzonen bekannten Geschäften schlendern wollen oder doch lieber Einzelkämpfer oder Läden mit Herzblut aufsuchen, es gibt in der Hamburger Innenstadt beides. Einkaufen in Hamburg ist im Vergleich zu Berlin ein Fest.

In Berlin rennen sie sich die Hacken wund. Ewig weite Wege gesäumt von immer gleichen Läden, egal, ob sie durch Charlottenburg oder Mitte wandern. Wobei es in Berlin Mitte zugegebenermaßen ganz wunderbare Läden gibt. Aber die Wege, meine Güte, ohne Wanderschuhe geht da gar nix, im wahrsten Sinne des Wortes. Wenn sie dann noch die vielen Boutiquen im Prenzlauer Berg besuchen wollen, sind sie gefühlt eine Woche unterwegs. In der Zeit schaffen andere Pilgerreisen.

Oder sie fahren zum Einkaufen gleich nach Hamburg, denn in Hamburg ist shoppen selbst für Shoppingmuffel wie mich erträglich.

TOP 9: Der Kiez

Zwei Städte, zwei völlig unterschiedliche Kieze. Den Kiez in Berlin hatte ich schon, dort wohnen sie in „Ihrem“ Kiez, bekanntlich dem einzig wahren Kiez der gesamten Stadt. Das ist für Sie ganz nett, nervt alle anderen aber auch.

In Hamburg gibt es zum Glück nur einen Kiez und der ist, wenn die Musicalbesucher und die Junggesellenabschiede durch sind, tatsächlich ganz nett. Man kann auf dem Kiez viel Spaß haben und damit beziehe ich mich natürlich nicht auf die Huren, sondern auf normales Nachtleben.

TOP 10: Die Wahrheit

Passend zum Kiez-Besuch. In Hamburg wurde der Hamburger (Rundstück warm), die Currywurst (Uwe Timms Novelle) und, auf Umwegen, sogar die Berliner Weiße erfunden. Berlin ist ebenfalls reich an Erfindungen, aber am Geburtsort des Hamburgers zu wohnen, das schmeckt gut, besonders während einer Nacht auf dem Kiez.

Kulinarisch kommt Berlin nicht mit. Kartoffeln mit Leinöl? Naja, dann doch lieber einen Hamburger. Unverständlich, dass die Hansestadt nicht mehr aus dieser Hamburger-Sache macht.

Was trotz allem doch für Berlin spricht

Falls Sie jetzt denken, diese ultimative Lobhudelei sei zu einseitig, dann gebe ich ihnen Recht. Zwei ausgesprochen negative Dinge über Hamburg will ich aber nicht verschweigen: die Geschwindigkeit der Fußgänger und die Touristen in Hamburg.

Aus Gründen, die ich nicht verstehe, bewegen sich Fußgänger in Hamburg erheblich langsamer als in Berlin. Beobachten sie das mal, gut zu sehen am Hauptbahnhof am ICE-Gleis nach Berlin. Die Berliner bewegen sich einfach schneller als die zumeist bummeligen Hanseaten. Ob das etwas mit den Touristen zu tun hat? Hamburg und Berlin sind jeweils gern besuchte Städte, allerdings mit völlig unterschiedlichem Publikum.

Ein nicht unerheblicher Teil der Hamburg-Besucher besteht aus Damen und Herren im reiferen Alter auf Musical-Kurzbesuch. Der klassische Zwei-Drei-Tage-Städtetrip. Anreise, Musical, Shoppen, Abreise. Erfahrungsgemäß kommen die Musicalbesucher aus Kleinstädten oder Dörfern vom Lande und dort dreht das Rad der Zeit langsamer als in der Stadt, was dann an der Geschwindigkeit sichtbar wird. In Hamburg wird dieser langsame Gang, dank der vorhandenen Innenstadt, einer Konzentration der Touristen und der überschaubaren Größe dann doch spürbar. In Berlin ist das Touristen-Publikum generell ein anderes und wenn dann doch einmal jemand langsam durch die Stadt läuft, fällt dies nicht weiter auf, es verläuft sich in der Fläche.

Versuchen Sie es mal mit Hamburg anstelle von Berlin. Sie werden es nicht bereuen. Ich zumindest bin sehr froh, dass ich inzwischen in Hamburg wohne.