Fußball ist, man glaubt es ja kaum, ein dialektisches Geschäft. So eindeutig das Ergebnis ist, so schwer ist es, eine Mannschaft zusammenzusetzen, die es möglichst oft ermöglicht, ein eindeutig gutes Ergebnis zu erspielen. In diesem Dilemma steckt gerade der HSV. Denn die dialektische Formel des HSV lässt sich ganz einfach an einem Spieler illustrieren:
Der HSV braucht in dieser Saison niemanden so sehr wie Heiko Westermann.
Der HSV braucht in der kommenden Saison niemanden so wenig wie Heiko Westermann.
Heiko Westermann ist ein Innenverteidiger, der nichts anderes tut als alles ihm Mögliche, den Verein vor dem Abstieg zu bewahren. Heiko Westermann war der beste Spieler gegen Borussia Dortmund. Heiko Westermann war der beste Spieler am Wochenende gegen Hoffenheim. Heiko Westermann ackert, sprintet und er meldet sich zu Wort. Er kritisiert seine Kritiker („die können mich mal“), er spricht dem Verein Mut zu („Der HSV wäre nicht zu halten, wenn er wieder ins Rollen kommt“).
Heiko Westermann ist ein Führungsspieler.
Ein Führungsspieler eines Teams, das gegen den Abstieg kämpft.
Das ist das Malheur von Heiko Westermann. Wenn der HSV in der kommenden Saison noch in der Ersten Liga ist, dann muss er mit den Spielern brechen, die ihn in den vergangenen Jahren in der Liga gehalten haben. Eine Mannschaft muss wachsen, sie muss sich einspielen, aber wenn jeder Spieler, der neu dazukommt, beim HSV schlechter spielt, als bei seiner vorherigen Mannschaft, dann läuft etwas so grundlegend falsch, dass alles neu zusammengesetzt werden muss.
Heiko Westermann hat sich abgekämpft in den vergangenen Jahren. Er hat sich abgenutzt im Abstiegskampf. Er muss ersetzt werden, und mit ihm ein Großteil des Teams. Der HSV braucht am Ende der Saison einen genau so radikalen Schnitt auf dem Platz wie er im vergangenen Sommer in den Führungsetagen geschehen ist.
Das ist unfair gegenüber einem Spieler wie Heiko Westermann. Aber das ist – grausame Dialektik – der einzige Weg zur Besserung.