Schlüsselspieler zwischen den Pfosten: Der FC St. Pauli macht gerade einiges richtig. Zum Beispiel, dass man auf Torwart Robin Himmelmann setzt.
Der FC St. Pauli spielt groß auf in Braunschweig, versäumt dabei ein Tor zu schießen und muss am Ende froh sein, keines eingefangen zu haben. Mal wieder war es unserem Torwart Robin Himmelmann zu verdanken, dass die Boys in Brown von der Hamburger Straße einen Punkt mit nach Hause nehmen. Wieder einmal hielt der Schlussmann der Kiezkicker in den letzten Minuten den Punkt fest und mausert sich zur Rettungsweste des FC St. Pauli. Das Spiel, das die Hamburger vor allem in der ersten Halbzeit dominierten, entschieden zwei Glanztaten der Keeper.
Es gab in den letzten Monaten viele Spiele des FC, die einem immer wiederkehrenden Muster folgen: Die Kiezkicker beginnen fulminant, schaffen es aber nicht, ein Tor zu schießen. Vorige Saison betrug die Spanne, in der die Jungs diesen Elan aufrechterhalten konnten, etwa zwanzig Minuten. Seitdem Ewald Lienen mit der Truppe arbeitet, können die Spieler des FC St. Pauli das schon mal eine ganze Halbzeit lang durchziehen. Das war gegen den Erstligisten Borussia Mönchengladbach im DFB-Pokal zu sehen, ebenso beim letzten Heimspiel am Millerntor.
Gegen Braunschweig, das die letzten drei Spiele mit einer sauberen Bilanz (11 Tore und neun Punkte) glänzte, wirbelten vor allem Marc Rzatkowski, Sebastian Maier, Neuzugang Jeremy Dudziak und der immer stärker werdende Waldemar Sobota. Letzterer scheiterte nach einer Fingerspitzen-Parade des Braunschweiger Schlussmanns Gikiewicz.
Erinnert sich noch jemand an Tschauner?
Die gesamte zweite Halbzeit hatte Robin Himmelmann dann den Job zu erledigen, den er auch schon in den letzten Spielen hervorragend spielte: als Anspielstation seiner Viererkette und als Ballverteiler hinten heraus. Wenn es sein muss mit präzisen weiten Bällen ins offensive Mittelfeld. Wenn Braunschweig dann doch noch mal gefährlich vor das Tor der Hamburger kam, saugten Lasse Sobiech und Philipp Ziereis alle Gefahr aus Flanken und Ecken, Waldemar Sobota köpfte einen gefährlichen Kopfball von der Linie. Ansonsten war Robin Himmelmanns zweites Talent – der schnelle Reflex auf der Linie – nicht gefragt. Bis zur 90. Minute.
Eigentlich hatten sich alle mit dem Unentschieden arrangiert, als Braunschweigs Ademi der Ball nach großem Gewühle in St. Paulis Strafraum vor die Füße fiel. Aus fünf Metern Entfernung mit dem Vollspann abgezogen, hatte Robin Himmelmann nur Bruchteile einer Sekunde Zeit, den linken Arm nach oben zu reißen und den Ball über das Tor zu lenken.
Ich stelle mir dann immer vor, wie oft Robin das wohl schon geübt hat, bis aus einem Talent ein bundesligatauglicher Reflex wird, den man abrufen kann. Mir kommt dann immer ein Bild in den Sinn, wie Robin zusammen mit dem großen Schalker Eigengewächs Manuel Neuer im Gelsenkirchener Nieselregen trainiert. Erstaunlich, welche Reifezeit dieser Reflex brauchte, vom Ruhrpott-Matsch vor dem Tor, wo sich der Regen fängt, bis zu meinen regelmäßigen Stoßseufzern gegen Ende der regulären Spielzeit.
Ich habe mir lange Zeit einen Torwart gewünscht, der wie Philipp Tschauner auf der Linie glänzt, und auch noch mitspielen kann. Das hat Robin auf Schalke alles gelernt. Nach der richtigen Entscheidung des damaligen Trainers Thomas Meggle, ihn Anfang letzter Saison zur Nummer eins zu machen, ist er nun zu einem Schlüsselspieler im Konzept des FC St. Pauli gereift.
Ein Himmelmann zwischen den Pfosten hält das Glück auch einfach mal fest.