Die HSV-Handballer erhalten keine Lizenz für die kommende Bundesliga-Saison. Ein Debakel für eine Stadt, die sich eben noch bereit fühlte, Olympische Spiele auszurichten.
Wenn nicht noch etwas geschieht, das gemeinhin als Wunder bezeichnet wird, haben die Handballer des HSV ihr letztes Saisonspiel bereits bestritten. Sie haben es gewonnen, mit 36 : 24 gegen Göppingen, es war eine Demonstration der Stärke, vor 10.000 Zuschauern. Es war der letzte Spieltag – der Hinrunde. Die Rückrunde wird sehr wahrscheinlich ohne den HSV stattfinden. Die Handball-Bundesliga hat am Mittwoch mitgeteilt, dass der Club für die kommende Spielzeit keine Lizenz beantragen darf, weder für die erste, noch für die zweite Liga. Damit ist sicher: Der HSV ist als einer der Topvereine der ersten Handball-Bundesliga nicht mehr zu retten. Er zerbricht, die Spieler suchen sich andere Arbeitgeber. Weltklasse-Handball in Hamburg? War einmal.
Für den Handballsport könnte es kaum schlimmer kommen. Ausgerechnet in der Großstadt Hamburg scheitert ein Verein, der vor wenigen Jahren noch deutscher Meister wurde und die Champions League gewann; der ein Beleg dafür zu sein schien, dass Handball auch in deutschen Metropolregionen Fans findet und fasziniert.
Auch für die angebliche Sportstadt Hamburg ist der Untergang des HSV ein Debakel. Gewiss, es geht nur um Sport, es ist niemand umgekommen, die Spieler werden andere Vereine finden. Doch für eine Stadt, die sich gerade noch bereit fühlte, Austragungsort der Olympischen Spiele zu werden, könnte es kaum etwas Beschämenderes geben als den Verlust einer ihrer größten und beliebtesten Sportmannschaften. Er entlarvt auch die vermeintlich so große Begeisterung einiger Unternehmer für die olympischen Sportarten als das, was sie womöglich in Wahrheit war: nichts als ein Vorwand, um einen wirtschaftlichen Vorteil für die eigene Firma rauszuholen. Wo sind diese sportbegeisterten Unternehmer jetzt?
Man könnte einwenden, die Handballer seien ein ganz besonderer Fall. Das stimmt: Ein Mäzen hat den Verein aufgebaut, der Mäzen hat ihn fallengelassen. Die Manager haben sich zu lange auf diesen einen Geldgeber verlassen und stehen jetzt vor einem Trümmerhaufen. Doch sind die Handballer des HSV nicht die einzige Spitzenmannschaft, die gerade untergeht. Auch die Volleyballerinnen von Aurubis, die am Wochenende in der ersten Liga überraschend gegen Tabellenführer Schwerin gewannen, werden am Ende der Saison womöglich verschwinden. Ihnen fehlen 500.000 Euro, weil der Hauptsponsor sich zurückzieht und sie gewaltige Schwierigkeiten haben, einen neuen zu finden.
Sportstadt Hamburg?
Dieser Slogan klingt in diesen Tagen wie ein bitterer Scherz. In Hamburg scheint Spitzensport nur noch dann ungefährdet zu sein, wenn elf Männer hinter einem Ball herlaufen und damit Millionen verdienen.