Schade, dass die Sonne weniger scheint? Nein, findet Slam-Künstler Jasper Diedrichsen. Er hat sich im Bus durch Altona einen Reim auf Käsefüße und Hafenbrühe gemacht.
ALTONAER HITZEFREI
Wir tauchen bis zum Siedepunkt im Sud der Stadt umher
Mäandern durch die glockengleiche Atmosphäre
Wenn man nur nicht so ratlos wäre in der trocken-heißen Schwere
Dieser verfickten, schönen Wiederkunft des „sommerlichen Flairs“
Wir Deutschen sitzen krebsrot ohne Sonnenhut im Sonnenbad
In Kauf nehmend den Krebstod, weil man ja sonst nicht so viel Sonne hat
Die spiegelnde Glatze ein Laufsteg für Schweißperlen
Die Straßen quillen über von Sonnenbrille-tragenden Scheißkerlen
Ich weiß nicht, ob man’s merkt:
Sommer ist nicht so mein Ding
Wir sitzen in der M15, im eigenen Saft mariniert
Die Turnschuh ein käsiges Fußbad, die Gesichter wie Öl sardiniert
Am Altonaer Balkon vorbei, wo die langhaarigen Hunde gähnen
Die Sonne gleißt auf der Hafenbrühe und verfängt sich in den Kränen
Vorbei am schneeweißen Rathaus, das uns in seiner Kühle blendet
Und dann hinaus auf die Max-Brauer-Allee, wo der letzte Rest Haltung verendet
„Andere zahlen viel Geld für die Sauna!“, sagt ein dicker Mann
Aber es ist zu heiß für Höflichkeitsgelächter
Sommer nervt
Er ist nicht hanseatisch