Es gab bereits Frost und Schnee. Genauso überraschend kam die Droge K2 hierher. Währenddessen protestieren Barmbeker gegen die U5. Die Kolumne Unerwartet und Unbemerkt
Unerwartet
„Neue Droge mit grausigen Wirkungen erreicht Hamburg“ war unlängst im Abendblatt zu lesen. Und „ist die Zombie-Droge in Hamburg angekommen?“ fragte die Mopo Anfang November. Die Rede ist vom synthetischen Marihuana K2, das bislang vor allem in den USA und dort insbesondere in New York aufgefallen ist. In der Stadt musste seit 2015 bereits eine mittlere vierstellige Zahl an Konsumenten in Folge von K2-Konsum ins Krankenhaus.
Acht Drogen-Konsumenten fielen nun in Hamburg in der Nähe des Hauptbahnhofs auf. „Die Betroffenen hatten Ausfallerscheinungen, Krampfanfälle und sind bewusstlos geworden“, zitiert das Abendblatt Polizeisprecherin Heike Uhde. Ob es wirklich K2 war, was die Betroffenen geraucht haben, ist nicht bekannt. Der Dealer – alle acht Personen hätten das Rauschmittel beim gleichen Händler erworben – weigert sich zu sagen, was er verkauft hat. Reste der Substanz konnten nicht sichergestellt werden.
Der Vorfall beunruhigt auch die Politik. Die Bürgerschaftsabgeordneten Dennis Gladiator und Birgit Stöver, beide von der CDU, fragten in einer Kleinen Anfrage den Senat: „Wie gefährlich ist die ‚Teufelsdroge‘ für Hamburg?“ Genaue Erkenntnisse gibt es bislang jedoch nicht. Auf die Frage, wie die Droge nach Hamburg komme, antwortet der Senat: „Bisher kam es zu keinem Ermittlungsverfahren beziehungsweise zu keiner Sicherstellung von K2 im Zuständigkeitsbereich der speziell für die Verfolgung von Rauschgiftdelikten zuständigen Dienststelle LKA 6 im Landeskriminalamt Hamburg.“
Auch können mangels Statistik keine genauen Angaben gemacht werden, wie verbreitet der Konsum von synthetischem Marihuana in Hamburg sei oder gar wie er sich in den letzten Jahren entwickelt habe. Wie bei Crystal Meth oder dem Missbrauch von Fentanyl lägen jedoch „erhebliche regionale Unterschiede bei der Konsumhäufigkeit in Deutschland“ vor, schreibt der Senat. Und weiter: „Auch bei diesen genannten Drogen blieb Hamburg, im Vergleich zu anderen Regionen Deutschlands, weitgehend verschont. Auch bei den ‚Legal Highs‘ erscheint der Konsum in Hamburg bei Weitem nicht so verbreitet wie anderswo.“
Der Vorfall Anfang des Monats am Hauptbahnhof ist daher auch ein offensichtlich unerwarteter Warnschuss.
Unbemerkt
Die Planungen der Hochbahn für die neue U-Bahn-Linie U5 schreiten voran. Im Osten gibt es mittlerweile sehr konkrete Planungen für den Streckenverlauf. So soll die Strecke über Stationen am Bramfelder Dorfplatz und in Steilshoop – voraussichtlich am Schreyerring oder wie auf einer Bürgerveranstaltung favorisiert in der Gründgensstraße – einen Bogen in den Süden machen und in Barmbek eine Station Hartzloh bedienen. Von dort aus würde es wieder gen Norden gehen, zur S-Bahn-Haltestelle Rübenkamp und weiter zur U1-Station Sengelmannstraße.
Um die Hartzloh-Station gibt es nun Diskussionen. Die Hochbahn erklärt in ihrem Dialog-Blog, derzeit würden insgesamt zwölf Varianten geprüft. Die Politik strebe „eine deutliche Aufwertung der Fuhlsbüttler Straße an“, die durch eine nahegelegene U-Bahn-Station erreicht werde. Eine Haltestelle westlich des Hartzloh käme nah an die bestehenden S-Bahnhöfe. Eine Variante östlich hiervon könnte mit dem Denkmalschutz kollidieren, so die Hochbahn.
Mehrere Anwohner sind besorgt und haben nun die „Bürgerinitiative für einen lebenswerten Hartzloh“ gegründet. Auf ihrer Website informiert sie über Probebohrungen und lädt zu Terminen ein. Bei einem Fototermin waren etwa siebzig Personen anwesend. Die Unterstützer-Seite zeigt Personen aller Altersgruppen und ist damit ähnlich gemischt wie die Bevölkerung im Rotklinker-Viertel, das sowohl langjährige Barmbeker, oft Senioren, beherbergt wie auch junge Familien und Alleinerziehende. Früher hätte man gesagt: ein klassisches Arbeiterviertel. Bei der letzten Bürgerschaftswahl holte die SPD im Stadtteil 46 Prozent der Stimmen, es folgten die Grünen mit 15,1 Prozent und die Linke mit 11,9 Prozent.
Die Initiative beklagt, Versprechen wie eine schonende Bauweise und ein frühzeitiger und offener Bürgerdialog seien nicht eingehalten worden. Insbesondere wird sich an der offenen Bauweise gestört: „Die Fläche auf unserem Wochenmarkt und dem neuen Spielplatz ist als Baustellen-Einrichtungsfläche vorgesehen. Auf die Schutzgüter Mensch und Umwelt wird hier im Hamburger Osten keine Rücksicht genommen – das ist nicht hinnehmbar!“, so die Bürgerinitiative.
Die betont aber auch, dass sie die neue Linie nicht ablehne, lediglich keine Baustelle im Quartier will: „Wir wollen und werden die U5 nicht verhindern. Wir freuen uns für Bramfeld und Steilshoop, dass die Stadtteile endlich an das U-Bahn Netz angebunden werden. Aber für die geplante U5 Haltestelle Hartzloh muss eine humanere Alternative gewählt werden.“
Als solche bringen die Beteiligten einen Standort Langenfort oder an der Rümkerstraße ins Spiel. Was wohl die Bewohner dort dazu sagen werden? Zumindest gibt es in der Gegend auch eine Menge Rotklinker.