Bei der Seilbahn auf St. Pauli fiel es mir noch relativ leicht, eine ablehnende Position einzunehmen. Bei der Frage, ob ich die Olympiabewerbung meiner Heimatstadt für die Spiele 2024 in Hamburg unterstützen soll, fällt es mir schwer. Eigentlich, wenn ich so recht überlege, bin ich dafür.
„Elbphilharmonie“, das war das erste Stichwort, welches mir einfiel, als ich das erste Mal von der Olympiabewerbung hörte, das Hamburger Synonym für Großmannssucht und Geldverschwendung. Gedanken darüber, dass sich die Gentrifizierung der Stadt dadurch beschleunigt, schlossen sich an, und mein Argwohn gegenüber Hamburger Politikern sowie Funktionären von Großveranstaltungen wie Olympia und Fußballweltmeisterschaften erwachte erneut.
Zeitgleich musste ich mich positionieren, als St. Paulianer, als Mitglied des FC St. Pauli, denn im November 2014, lange bevor das Thema in den Medien landete, hatte sich die Jahreshauptversammlung des Vereins mit dem Thema der „Ablehnung der Olympiabewerbung“ zu beschäftigen, weil es einen entsprechenden Antrag gab. Dieser wurde abgelehnt. Vielleicht auch deswegen, weil es eben viele Argumente gibt, die für eine Bewerbung Hamburgs sprechen.
Wer in Hamburg Sport treibt, sich im Jugendbereich engagiert oder in Sportarten, die nicht im Fokus der Medienöffentlichkeit stehen, wer auf eine Halle angewiesen ist, um seinen Sport zu betreiben, der weiß, wie schlecht Hamburg hier aufgestellt ist – und dass es zusehends schlimmer wird. Eine Vorbereitung der Spielstätten in der Stadt könnte dafür sorgen, dass die kalten Hallen im Winter einmal warm und weniger zugig werden, und dass die Handballerinnen des FC St. Pauli dann nicht mehr kreuz und quer durch die Stadt fahren müssen, um zu trainieren. Vielleicht beschützt Olympia 2024 einige Sporthallen ja sogar davor, zu Stadtvillen zu mutieren. Gerade auf St. Pauli ein schmerzhaftes Thema: das Verschwinden öffentlicher Räume zugunsten privater.
Das wären Effekte, die mir gefielen. Auch, dass die Stadt über die Elbe wächst und sich der Süden mit der Mitte verbindet – das hat mir schon an der Seilbahn-Idee gefallen.
Am Ende bleibe auch ich skeptisch. Romantiker, wie ich einer bin, werden ja immer wieder enttäuscht. Trotzdem überwiegt in mir die Zustimmung. Ich will auch kein Zyniker werden, der aus Reflex gegen alles stänkert, das auch unglaublich viel Spaß machen kann. „Olympia ist ein enormer Beschleuniger“, sagte Olympia-Planer Klaus Grewe der ZEIT. Ich möchte die olympische Idee nicht den Funktionären und Baulöwen überlassen, dafür kann man sich schon mal anstecken lassen, mitzuhelfen, das Richtige zu beschleunigen.
Ende Februar wird das Meinungsforschungsinstitut Forsa, im Auftrag des Deutschen Olympischen Sportbundes, 1.000 Hamburgerinnen und Hamburger anrufen und fragen, ob sie für eine Olympiabewerbung ihrer Stadt sind. Sollte ich darunter sein, werde ich mit „Ja“ antworten.
Hinweis: Autor Erik Hauth ist für die Firma „Beebop Media“ Mitglied des Kreativteams, das die aktuelle Kampagne „Wir sind Feuer und Flamme“ entwickelt hat und kümmert sich dort um das Thema Social Media. Hier schreibt er seine private Meinung.