Nirgendwo in Europa kann mit neuen Wohnungen so einfach Geld verdient werden wie in Hamburg und Berlin. Doch die Immobilienwirtschaft will noch mehr.
Das Bündnis für das Wohnen ist keine karitative Einrichtung, sondern eine Partnerschaft zum wechselseitigen Vorteil. Das Land kann durch neue Bauvorhaben die Wohnungsnot lindern, die Immobilienwirtschaft kann ihr Geld anlegen und vermehren. In Zeiten niedriger Zinsen, in denen sowohl Wohnraum als auch Möglichkeiten zur Geldanlage knapp sind, könnte man eine solche Zusammenarbeit für selbstverständlich halten. Wie sich gerade zeigt, ist sie das nicht. Der Grundeigentümerverband hat das Bündnis aus Protest gegen die Mietpreisbremse bereits verlassen, andere Teile der Wohnungswirtschaft stellen Bedingungen.
Die Mietpreisbremse soll gelockert werden, und damit nicht genug: Die Branche versucht zudem, über die Landesregierung Einfluss auf die Bundesgesetzgebung zum Mietrecht zu nehmen. Es geht um die sogenannten »ortsüblichen Mieten«, die zur Unterscheidung gerade noch zulässiger oder aber überhöhter Mietforderungen dienen. Bislang werden zum Vergleich nur Mietverträge aus den jeweils vergangenen vier Jahren herangezogen, also typischerweise nur die der teuersten Wohnungen. Bundesjustizminister Heiko Maas will das ändern, die Immobilienwirtschaft nicht – und droht nun mit dem Boykott des Hamburger Wohnungsbündnisses.
Man muss das wohl eine Form von Geiselnahme nennen: Wenn ihr uns nicht entgegenkommt, verschärfen wir die Wohnungsnot – und die Bürger werden die Folgen tragen.
Bauen in Hamburg ist ein glänzendes Geschäft, trotz Mietpreisbremse. In einem europaweiten Vergleich der Unternehmensberater von PricewaterhouseCoopers wurden Berlin und Hamburg – die flächendeckend die Mietpreisbremse anwenden – kürzlich als die Städte hervorgehoben, die Investoren die attraktivsten Möglichkeiten zur Geldanlage bieten. Nirgendwo sonst in Europa, heißt das, kann man mit neuen Wohnungen so einfach Geld verdienen.
In dieser Lage hat das Land wenig Grund, die Renditen der Immobilienwirtschaft weiter zu steigern. Anlagemöglichkeiten sind knappes Gut, wenn sie sich in öffentlicher Hand befinden, muss das Land sie im Interesse der Bürger nutzen. Nicht nur die private Wirtschaft, auch der Staat kann sich derzeit zu günstigen Bedingungen Geld leihen. In neuen öffentlichen Wohnungen wäre es gut angelegt.