Kaum zu glauben: Ein öffentliches Bauprojekt wird billiger als geplant. Und es gibt so viele Schüler, wie lange nicht: Eine neue Folge der Kolumne „Unerwartet & Unbemerkt“
Unerwartet
Erneut blickt Hamburg auf einen Monat zurück, erneut geschahen unerwartete Dinge und erneut passierten Dinge unbemerkt. Einmal mehr ist es Zeit, diese Dinge zu betrachten. Wenn in Hamburg gebaut wird, dann wird es teurer als zunächst erwartet. Das kennen die Bürger dieser Stadt von der Elbphilharmonie, das kennen sie von der Sanierung des St.-Pauli-Elbtunnels. Es ist ein Grund dafür, weshalb viele Wähler gegen die Bewerbung zu den Olympischen Spielen stimmten. Man traut hier schlichtweg niemandem zu, dass der Kostenrahmen eingehalten wird.
Und so ist es umso unerwarteter, was die Hochbahn im August vermeldete: Die vorgesehene Verlängerung der U4 zu den Elbbrücken ist im Zeitplan und soll 2018 fertig werden. Und: Sie wird billiger als veranschlagt. Das Abendblatt zitiert Hochbahn-Vorstand Jens-Günter Lang mit den Worten: „Wir werden nach dem jetzigen Stand etwa zehn Millionen weniger ausgeben.“ Veranschlagt für die etwa 1,3 Kilometer lange Strecke von der aktuellen U4-Endstation HafenCity Universität zu den Elbbrücken und damit zur S-Bahn waren ursprünglich 178 Millionen Euro. Gebaut wird seit April 2014.
Ob der Bau das Geld wert ist oder ob andere Verkehrsinfrastrukturprojekte nötiger wären, darüber lässt sich freilich streiten. Aber die neue Kostenprognose macht zumindest Mut, vor allem wenn man bedenkt, dass mit der U5 der wirklich große U-Bahn-Neubau erst noch bevorsteht. Wer jetzt jedoch denkt, der Bann sei gebrochen und in Hamburg werden Bauten nicht mehr teurer, der irrt sich. An anderer Stelle wird nämlich mehr Geld benötigt als zunächst kalkuliert.
Unerwartet muss am Planetarium in Winterhude noch die Technik erneuert werden, was zu Mehrkosten von etwa 2,5 Millionen Euro führt, berichtet der NDR. So sei erst bei der Renovierung aufgefallen, dass ein großer Teil der Technik, etwa zur Projektion der Sternbilder, nicht mehr voll funktionsfähig ist. Nun sollen neue Projektoren, eine neue Laseranlage sowie neue LED-Beleuchtung und ein neues Soundsystem her. Da der Umbau obendrein noch neun Monate länger braucht als zunächst angenommen, soll das Planetarium noch eine halbe Million Euro erhalten. Die zusätzlichen Gelder müssen jedoch noch von der Bürgerschaft abgenickt werden.
Unbemerkt
Fast schon unbemerkt gingen die Sommerferien für Hamburgs Schüler zu Ende. Mit dem Start des Septembers beginnt das neue Schuljahr für etwa eine Viertelmillion Schüler an Hamburgs Schulen. Das ist ein neuer Rekordwert für die jüngere Vergangenheit. Der NDR berichtet, dass laut Angaben der Schulbehörde 7.240 neue Schüler ins neue Jahr starten. Insbesondere an den staatlichen allgemeinbildenden Schulen stieg die Zahl der zu Unterrichtenden. Hier sind es 5.240 mehr als zuletzt und damit nun insgesamt 175.580. Auch an den staatlichen Berufsschulen gibt es rund 2.000 neue Schüler und damit nun 53.100.
Für den Anstieg sorgen laut Schulsenator Ties Rabe von der SPD vor allem Flüchtlinge und Zuwanderer: „Ohne die Zuwanderung aus dem Ausland würden Hamburgs Schülerzahlen sinken“, so der Senator. Zum Schuljahresbeginn besuchen mehr als 7.800 Kinder aus Flüchtlingsfamilien spezielle Vorbereitungsklassen.
Der Zuwachs Hamburgs Schulen stellt das Schulsystem Rabe zufolge vor eine „gewaltige Aufgabe“. Im neuen Schuljahr werden die Klassen durchschnittlich gerundet 21 Kinder in den ersten Klassen und 22 in den fünften Klassen der Stadtteilschulen sowie 28 in denen der Gymnasien haben.
Mehr sollen es nicht werden. Deshalb verspricht Ties Rabe mehr Lehrer: „Wir werden zahlreiche neue Lehrkräfte und Pädagogen einstellen, um weiterhin kleine Klassen sicherzustellen.“ 728 neue Vollzeitstellen sollen entstehen, sodass insgesamt mehr als 18.000 Vollzeitstellen in Hamburgs Schulen verbucht sind. 34 zusätzliche Stellen werden den Aufgaben im Ganztag zugewiesen. Fast 82 Prozent aller Grundschüler nehmen Ganztagsangebote in Anspruch, heißt es aus der Behörde.
Da bleibt nur zu hoffen, dass zumindest kein Schüler unbemerkt bleibt.