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Olympia-Bewerbung

Klug geplant

 

Olympische Spiele würden Hamburg mindestens eine Milliarde Euro kosten. Eine Investition, die sich lohnt: Sie bringt die Stadtentwicklung wirklich voran. Ein Kommentar

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Ein neuer Stadtteil auf einer Fläche von mehr als 100 Fußballfeldern. Mit einem neuen Olympia-Stadion, einer neuen Olympia-Halle und einer neuen Olympia-Schwimmhalle. Etwa 2,1 Milliarden Euro würden allein die Sportstätten kosten. Die Schlagwörter der Hamburger Olympia-Bewerbung klingen nach Gigantomanie. Doch wer sich das Konzept des Senats genauer anschaut, wird feststellen: Vieles ist klug geplant. Von Olympia in Hamburg könnten beide Seiten profitieren: Die Spiele könnten bescheidener werden — und Hamburg attraktiver.

Der Senat träumt davon, den Großteil der Wettkämpfe in einem Umkreis von nur zehn Kilometern auszutragen. Sportler und Gäste sollen sich in der Stadt mit Leihfahrrädern oder zu Fuß bewegen, meistens direkt am Wasser. Idyllisch und familiär soll es zugehen, als Olympia 2.0 preist die Stadt ihre hanseatisch-zurückhaltende Variante der Spiele. Wer das Spektakel von Sotschi aus dem vergangenen Winter noch vor Augen hat, wird gern unterschreiben, dass diese Bescheidenheit Olympia gut tun würde.

Aber was ist mit Hamburg? Viele Argumente, die in München im vergangenen Herbst die Bewerbung für die Olympischen Winterspiele zu Fall brachten, greifen in Hamburg nicht. Statt massiver Eingriffe in die Natur, würden in Hamburg Industrieflächen zu einer Olympia-Insel aufgewertet. Mit reichlich Grün! Für Touristenanstürme ist die Stadt gut gerüstet. Viele Sportstätten gibt es bereits — und für die, die neu gebaut werden müssten, hat der Senat halbwegs plausible Konzepte für die Weiternutzung.

Nun gut, OlympicCity, der Name des neuen Stadtteils, klingt dämlich. Stadtplanerisch ist es dagegen sinnvoll, den Kleinen Grasbrook mit Olympia-Park, Olympia-Dorf und den zentralen Sportstätten zu bebauen. Die OlympicCity würde im wahrsten Sinne des Wortes eine Lücke im Stadtbild füllen. Der schon oft versprochenen „Sprung über die Elbe“, also die engere Anbindung der südlichen Stadtteile an die Stadt,  würde wahr. Veddel, Wilhelmsburg und Harburg wären künftig nicht mehr die Viertel auf der anderen Seite, sondern durch den Olympiapark und die HafenCity direkt mit der Innenstadt verbunden.

Die Stadt will Olympia also nutzen, um die ohnehin anstehende Stadtentwicklung voranzutreiben — mit 1,5 Milliarden Euro vom Internationalen Olympischen Komitee, mit Zuschüssen vom Bund und mit durch Olympia angelockte Investoren-Millionen. Billig wird es für die Stadt trotzdem nicht. Etwa eine Milliarde Euro könnten die Spiele Hamburg kosten, schätzt die Handelskammer. Nimmt man die Kostensteigerungen von London 2012, könnte es auch locker das Vierfache werden.

Lohnt sich das? London hat, so hat das zumindest das Internationale Olympische Komitee (IOC) ausgerechnet, mit den Spielen Gewinn gemacht. Das mag man anzweifeln, Fakt aber ist: Die Olympischen Spiele wären eine einmalige Werbung für Hamburg. Mittelfristig werden zusätzliche Touristen die Investitionen wohl einspielen. Und es besteht auch wenig Sorge, dass die 3.000 Wohnungen im Olympischen Dorf keine Interessenten finden — und Geld in die Kassen bringen.

Natürlich wird Olympia auch negative Effekte haben:  Steigt das Ansehen der Stadt, werden mehr Touristen kommen, mehr Menschen nach Hamburg ziehen. Es wird Stadtteile geben, in denen die Mieten steigen — und irgendwann auch die Preise für alles andere. Selbst wenn der Senat wie geplant ein Drittel der Wohnungen im Olympia-Dorf anschließend zu Sozialwohnungen macht, ist klar, dass langfristig Alteingesessene verdrängt werden. Das ist schade für die Betroffenen. Aber: Es ist das Wesen des Fortschritts einer Stadt — mit oder ohne Olympia.