Die Blätter vom Scharbockskraut schmecken mild und eignen sich gut für ein Salatbett. Aber nicht zu lang warten: Spätestens im Juni wird man es nicht mehr finden!
Die Sonne scheint, die ersten Krokusse sind verblüht und es zeigt sich das erste essbare Grün neben den Herbstblättern vom Vorjahr. Eins der frühesten Kräuter, die im Wald, in einigen Parks und auch in so manchem Garten um diese Jahreszeit zum Vorschein kommen, ist das Scharbockskraut. Seine 20 bis 50 Cent großen, entfernt herzförmigen Blättchen nutzen die Sonne, die jetzt unter den weitgehend blattlosen Bäumen noch Licht bringt.
Das Scharbockskraut wächst meist in großen Gruppen. Dabei bleiben die ganzen Pflanzen dicht am Boden – sie werden meistens nicht mehr als zehn Zentimeter hoch. Die saftig glänzenden Blätter fallen spätestens dann ins Auge, wenn die glänzenden gelben Blüten aufgehen und um die Stämme alter Bäume oder unter Hecken sattgelbe Teppiche bilden.
Ab Mai bis Juni wird man dann das Scharbockskraut vergeblich suchen. Wer es bis dahin im Blick behält, wird beobachten, dass ganz plötzlich, nachdem die Samen gebildet sind, ein ganzer Bestand wie auf Verabredung gelb wird und binnen einer Woche abgestorben zu sein scheint. Dann ist für das Scharbockskraut die Vegetationsperiode vorbei. Es hat unterirdisch Brutknöllchen gebildet. Sie sind die Reserve, um Sommer, Herbst und Winter im Boden zu überdauern und an den ersten erträglichen Tagen im nächsten Frühjahr wieder auszutreiben.
Diese Brutknöllchen haben dem Scharbockskraut auch seinen Namen gegeben. Scharbock ist ein anderes Wort für Skorbut. An diesem Vitamin C-Mangel litten in früheren Jahrhunderten viele Seeleute auf großer Fahrt. Wenn man aber diese Knöllchen mit auf die Reise nahm, konnte man bei regelmäßigem Verzehr dieser Krankheit vorbeugen.
Bevor die Blüten-Knospen aufgehen, kann man schon die Blätter ernten. Sie sind mild im Geschmack und eignen sich gut für ein Salatbett unter „erröteten Eiern“. Dazu werden hartgekochte, gepellte Eier in einem Sud aus Knoblauch, Apfelessig, Salz und Rote-Beete-Saft etwa eine Stunde mariniert. Dann werden sie halbiert und das Eigelb mit Senf, Mayonnaise, Joghurt, ein paar gerösteten Nussblättchen, etwas Öl, Salz und Pfeffer angerührt.
Diese Mischung kommt dann in die gefärbten Eiweiße zurück und wird auf einem Wildkräuterbett aus Scharbockskraut, etwas Cardamine und den ersten zarten Gierschblättchen angerichtet, die mit etwas kaltgepresstem Öl beträufelt wurden. So kann man gleich den Frühling auf dem Teller genießen.