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FC St. Pauli

Schluss mit der Heldenverehrung

 

Der FC St. Pauli und seine Fanschaft haben im Herbst mit Fabian Boll den letzten Spieler einer einzigartigen Generation verabschiedet. In der angespannten sportlichen Situation derzeit – als ich den Text schreibe, steht der FC St. Pauli auf einem direkten Abstiegsplatz zur Dritten Liga – droht die Sehnsucht nach den alten Haudegen zur ernsten Belastung für das aktuelle Team in Braun-Weiß zu werden.

Das Abschiedsspiel von Fabian Boll ging mit 5:1 an die „alten Helden“, die sich mit Boll gemeinsam aus der Regionalliga bis in die Erste Bundesliga hochgepflügt haben.

Deniz Naki bei Dehnübungen am Millerntor. Foto: Erik Hauth
Deniz Naki bei Dehnübungen am Millerntor. Foto: Erik Hauth

Trainer Meggle hatte seine aktuellen Spieler angewiesen, diesen Tag besonders ruhig anzugehen und ihre „Gegner“ nur zu begleiten, statt sie robust am Toreschießen zu hindern. Was dann ins Gemüt eines aktuellen Bundesligaspielers einsickert, wenn das Millerntor die Vorgänger abfeiert, kann man sich ja mal vorstellen.

Legendenbildung beim Kultclub

Deniz Naki, einstiges Sorgenkind und St.-Pauli-Veteran, rammte einst nach einem Sieg gegen Rostock eine braun-weiße Fahne in den dortigen Rasen und ist dadurch zur Legende geronnen. Eine Legende, die nun wieder ans Millerntor klopft, als möglicher Rückkehrer in der Winterpause. Was das mit dem aktuellen Kader anstellen würde, will ich mir gar nicht vorstellen.

Thomas Meggle verriet auf meine Nachfrage bei der Vereinstalkshow Talkschau dann auch gestern Abend, dass diese Heldenverehrung nicht spurlos an der aktuellen Mannschaft vorbei geht, das Thema sie mutmaßlich auch nervt. Der aktuelle Boyscoach wies abschließend noch darauf hin, dass es bei den so sehnsüchtig besungenen Helden auch Jahre gebraucht habe, bis sie sich mit dem FC St. Pauli identifizieren konnten.

Das gilt für Florian Lechner, den von Krämpfen geschüttelten Pokalhelden der legendären B-Serie (als St. Pauli hintereinander Burghausen, Berlin und Bremen geschlagen hatte), genauso wie für Ex-Stürmer Marius Ebbers, den werbenden Deniz Naki sowie für Meggle selbst.

Wir sind uns beim FC St. Pauli einmal sehr einig gewesen, dass wir keinen Personenkult betreiben wollen, und so sehr ich meine, dass wir dieser besonderen Generation einen Platz in unseren Herzen reservieren sollten, so sehr möchte ich, dass wir uns darauf konzentrieren, die aktuellen Boys in Brown zu echten St.-Paulianern zu machen.

Mit Meggle als Trainer kann das gelingen, fühlte sich der Kampf gegen Bochum am vergangenen Wochenende doch schon sehr nach St. Pauli an. Mit „Barmstadt“ käme nun das nächste B gerade recht.