Erik Hauth sucht nach Gründen für die Niederlage des FC St. Pauli gegen Erzgebirge Aue — und findet sie in einem alten Fluch.
Der FC St. Pauli hat den Boden der Tatsachen erreicht. Nach der Niederlage beim Tabellenletzten Erzgebirge Aue (3:0 verloren, zu Recht) sogar beinah den Kellerboden. Dabei haben die Verantwortlichen alles richtig gemacht. Nachdem Roland Vrabec über die Planke geschickt wurde und Thomas Meggle das Kommando übernahm, hieß es beim Kiezclub: klar zur Wende. Nur hat dabei keiner die Rechnung mit dem Klabautermann gemacht. Mit dem Geist, der Seemänner zahlreichen Legenden nach nicht nur beschützt, sondern auch Schabernack mit ihnen treibt und zahlreiche Flüche mit sich bringt.
Im Fußball ist es wie in der Seefahrt: Es gibt Flüche, die schleppt jeder Verein über Jahre mit sich herum. Beim Nachbarverein vom Volkspark ist es die Regel, dass immer dann, wenn ein Champions-League-Platz erreicht werden könnte, mindestens drei Niederlagen folgen.
St. Paulis Fluch greift immer dann, wenn das Team gegen vermeintlich schwächere Teams spielt. Zudem sieht es immer gegen Ostklubs schlecht aus. Eine Art Doppelverhexung.
Nach der unglücklichen Niederlage gegen 1860 München vor einer Woche, ging am vergangenen Spieltag gegen Aue auch noch der neue Kapitän über Bord: Trainer Thomas Meggle wurde vom DFB für zwei Spiele auf die Tribüne verbannt, weil er sich zu vehement für sein Team eingesetzt hatte. Alles zusammen genommen, konnte also das braunweiß gekleidete Team in Aue gar nicht gewinnen. Wie soll es gegen einen vermeintlich schwächeren Gegner aus dem Osten bestehen, wenn noch nicht mal der Kapitän auf dem Brückendeck steht?
Die Niederlage musste wohl so deutlich ausfallen. Es ist nicht überliefert, ob Coach Thomas Meggle auf der Tribüne leise Flüche ausrief und die Faust gen Norden reckte, um den Klabautermann zu vertreiben. Falls nicht, muss er sich aber auch zunächst nicht weiter sorgen. Ein Fluch hat auch immer gesegnete Momente im Kielwasser: Beim nächsten Spiel gegen Eintracht Braunschweig, einem niedersächsischen Erstligaabsteiger mit großen Ambitionen, ist St. Pauli endlich wieder Underdog.
Das wird ein Heimsieg gegen die Eintracht, beim Klabautermann!
(Der Autor ist gerade an Bord seines Segelbootes auf der Ostsee unterwegs und hisst zu Spieltagen immer die Totenkopf-Fahne unter der Backbord-Saling)