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Vom Millerntor in die Elbe

 

Ab Mitte Juli sammelt eine Barkasse auf der Elbe Spenden für ein Trinkwasserprojekt. Die Künstlerin Julia Benz hat das Schiff bemalt – unter erschwerten Bedingungen.

Julia Benz bei der Arbeit an der Barkasse "Lütte Deern" in der Finkenwerder Feltz Werft. Foto: Stephan Bestmann - Steb#be Fotografie
Julia Benz bei der Arbeit an der Barkasse „Lütte Deern“ in der Finkenwerder Feltz Werft. Foto: Stephan Bestmann – Steb#be Fotografie

Ihre farbenfrohen, riesigen Wandbilder waren absolute Hingucker bei der Millerntor Gallery, der Benefiz-Aktion von FC St. Pauli und Viva con Agua. Julia Benz malt aufwändig, über Tage hinweg lasiert sie Schicht für Schicht übereinander. Damit hoben sich ihre Malereien deutlich von der zumeist von der Urban Art geprägten Gestaltung des Millerntor Stadions ab. Mit der Lütte Deern bekam sie nun eine schwimmende Leinwand für ihre Kunst gestellt – eine Barkasse, die ab Mitte Juli über die Elbe fahren wird.

Hubert Neubacher, Chef von Barkassen-Meyer, und Michael Fritz, Aktivist der ersten Stunde bei Viva con Agua de Sankt Pauli, luden die 28-jährige Künstlerin ein, die Lütte Deern zu bemalen. Die Barkasse soll unter dem Motto „Wasser für Wasser, auf dem Wasser“ als schwimmende Außenstelle der Millerntor Gallery ein Teil der Flotte von Neubacher werden.

Für die Künstlerin war der Auftrag eine große Herausforderung: „Ich musste mit speziellen Lacken arbeiten und war gezwungen, mich bei den gestalterischen Mitteln auf das Wesentliche zu reduzieren“, erzählt Julia Benz. „Beim Malen trug ich einen Gehörschutz, denn die  Barkasse lag in der Werft und wurde gleichzeitig komplett umgebaut. Abends im Bett habe ich noch immer ein leichtes Hämmern gehört.“

Die widrigen Umstände taten ihrer Freude über das spezielle Kunstprojekt aber keinen Abbruch: Benz, privat eine begeisterte Seglerin, fühlt sich dem Wasser eng verbunden und ist stolz darauf, dass demnächst ein Schiff mit ihrer Kunst durch den Hamburger Hafen fährt.
Inhaltlich hat sie die Gestaltung von der direkten Umgebung abgeleitet: „Farblich habe ich mich an den Blau- und Türkistönen von Viva con Agua und dem Elbwasser orientiert. Die Bemalung selbst besteht aus floralen und wellenartigen Formen, die einen fließenden Wechsel zwischen Flächen und Linien ergeben. Wellen und Tropfen stehen dabei für Wasser, Bewegung und die Elbe als das Tor zum offenen Meer, die floralen Formen für Wachstum, Leben und Natur.“

Der Arbeitsprozess von Julia Benz, die als Protagonistin einer neuen Generation von Malerinnen gilt, wurde unlängst in einer Video-Dokumentation festgehalten: Everything amazing – nobody happy zeigt auf beeindruckend ehrliche und intime Art die Entstehung einer Leinwandarbeit.

Julia Benz hat in Düsseldorf und Berlin Kunst studiert, doch inzwischen zieht es die Wahlberlinerin immer wieder nach Hamburg. Seit 2013 ist sie eng mit den Kunstaktivitäten von Viva con Agua und deren Millerntor Gallery verbunden. In diesem Jahr wird sie zudem beim „Knotenpunkt14“ teilnehmen,  einer Gruppenausstellung der Affenfaust Galerie.

Schon bei ihrem ersten Aufenthalt im vergangenen Jahr habe sie sich in die Stadt verliebt, als sie über eine Woche lang im zugigen Gang der Haupttribühne des FC St. Pauli ihr sieben Meter langes Wandbild malte. „Ich habe mich gleich zu Hause gefühlt und liebe das hanseatische Flair. Im Vergleich zu Berlin wirkt Hamburg auf mich viel ruhiger,  gesetzter und weniger überlaufen – besonders, was die Kunst angeht.“

Die Wandarbeit von Julia Benz für die Millerntor Gallery 2014: "Ersatzbank".
Die Wandarbeit von Julia Benz für die Millerntor Gallery 2014: „Ersatzbank“. Foto: Julia Benz

Am 16. Juli wird die Lütte Deern wieder zu Wasser gebracht. Dann fährt die künstlerisch veredelte Barkasse auch für den guten Zweck über die Elbe: Bei Chartertouren gehen 50 Euro die Stunde, von jeder getrunkenen Viva con Agua-Flasche jeweils ein Euro als Spende an die Wasserinitiative aus Sankt Pauli.