Wie tickt Hamburg? Um das herauszubekommen, hat sich Lisa Schachner von „Mit Vergnügen Hamburg“ einen Tag lang an die Straßenecke Wandsbeker Königstraße / Wandsbeker Marktstraße gestellt und ihre Eindrücke in Bild, Text und Ton festgehalten.
8.26 Uhr: Bei nieseligem Wetter sind die Bürgersteige fast menschenleer. Stoßweise spuckt der U-Bahnschacht Menschen aus. Eine junge Dame hüpft lächelnd in Richtung Bäcker an der Ecke. Nach wenigen Momenten eilt sie zurück in die U-Bahn, den sicher verpackten Kuchen balancierend.
Ein Rettungswagen fährt mit lautem Martinshorn zu einem Einsatz. Die Aufschrift verrät, dass hier das Kriseninterventionsteam vom Deutschen Roten Kreuz im Einsatz ist. Hinter dem Schaufenster eines Spielzeugladens schauen zwei Damen auf, die gerade noch eifrig Kisteninhalte in Regale räumten. Von außen sieht es aus, als schauten sie direkt durch die Hula-Hoop-Reifen, die auf einen metallenen Ständer gequetscht sind.
Nervös läuft ein Herr vorbei, dessen Gesichtsfarbe ähnlich grau wirkt wie sein Zigarettenrauch. Auf seinem hipsterigen Jutebeutel steht „Fisch ist mir Wurst“.
Ein anderer Mann schimpft auf Arabisch in sein Telefon. Der Bürgersteig vibriert leicht, als die U-Bahn zwei Etagen tiefer einfährt. Ein Herr mit grüner Schürze manövriert zwei Rollwagen mit Blumen in die Seitenstraße. Auf der Hauptstraße schaltet derweil die Ampel auf Grün und brummend fahren Busse, Autos und Motorroller an. Es dauert einen Moment, bis sie die Sirenen von zwei Krankenwagen bemerken, die diagonal vom Busbahnhof auf die Kreuzung zusteuern.
Auf der anderen Straßenseite sammeln sich Kunden der Selbstbedienungsbäckerei unter einem Vordach, vor ihnen Pappbecher mit dampfendem Kaffee. Einige von ihnen gehören zu der Baustelle am Straßenrand. Sie tragen einheitliche orangefarbene Westen und stehen um 8.36 Uhr zur Pause zusammen. Kleine Lautsprecher spielen eintönigen Techno.
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An der Ampel stoppt ein Fahrradkurier, sein Helm ist tief ins Gesicht gezogen. Er rast am City Imbiss Moritz vorbei, dessen Rollläden noch verschlossen sind. Herr Rohlfing nimmt eine Lieferung Wurst entgegen. Er verrät, dass morgens vor zehn die angepriesene Erbsensuppe nicht heiß genug ist für den Verkauf. Wurst dagegen ginge zu jeder Tageszeit.
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Er verabschiedet sich, weil er zum Bäcker gegenüber muss. Einem Foto stimmt er nicht zu, damit sei er immer vorsichtig. Es scheint Frühstückspausenzeit zu sein um 8.47 Uhr in Wandsbek, die Bauarbeiter stehen versammelt vor dem Bauzaun. Sie schneiden Schleifen in die Straße, die den Verkehr zählen sollen.
Mittags steht der Wagen der Bauarbeiter bereit zur Abfahrt. Hinter der Windschutzscheibe klebt der Sticker mit der Aufschrift Mit Vergnügen Hamburg. Der Chef mag es nicht, wenn die Mitarbeiter fotografiert werden, aber das Auto darf fotografiert werden.
Zur Mittagszeit ist die Kreuzung kaum wiederzuerkennen. Von allen Seiten riecht es nach Wurst und anderen schnellen Gerichten.
Beim City Imbiss Moritz wurde Herr Rohfling von jungen Kolleginnen abgelöst. Janine ist die jüngste Mitarbeiterin. Schon ihr Vater hat Moritz‘ Erbsensuppe gegessen. Sie arbeitet neben der Schule hier und beginnt bald ihre Ausbildung.
Neben den Blumenkübeln sitzt noch immer ein Einbeiniger, der in einem abgewetzten Kaffeebecher um Kleingeld bittet. Schräg gegenüber in der kleinen Gehsteig-Passage verkauft der Küstenlümmel Holsteinische Landwurst. Eine Gruppe von sechs älteren Damen trifft sich zum Klönschnack.
Eine kurze Mittagsrast macht auch die wasserstoffblonde UPS-Frau. Während ihr Kollege Kartons mit einer Karre wegfährt, verschnauft sie auf den Stufen des braunen Lieferwagens.
Auch eine ältere Dame schnauft, als sie von ihrem Fahrrad steigt. Aus Tonndorf komme sie und mache Frühlingsausflüge mit dem Rad. Um 13.37 Uhr hat sie ihre heutige Tour hinter sich und ist auf dem Weg nach Hause.
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