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Wilde Küche

Hasspflanze Giersch – genial lecker

 

Wer einen Garten hat, kennt ihn: den Giersch. Er ist ein mächtiger Gegner, so mancher Gartenfreund steht mit ihm auf Kriegsfuß. Er ist eben eine geniale Pflanze: Ein einzelnes unauffälliges Blättchen inmitten einer kräftigen Staude irgendwann übersehen – und schon verbindet sich die geliebte Staude untrennbar mit den Ausläufern dieses Wildkrautes. Irgendwann hilft nur noch Ausbuddeln und radikales chirurgisches Trennen.

Ich gehe anders vor: Ich esse den Giersch. Zum Beispiel mit Spitzkohl.

Hasspflanze Giersch – genial lecker
Junger Giersch bringt eine maifrische Note in den Salat. Foto: Katharina Henne

Um diese Jahreszeit, wenn Tomaten und Gurken zwar schon wieder in den Gemüseabteilungen liegen, aber noch aus geheizten Gewächshäusern kommen, esse ich ab und zu gerne Spitzkohlsalat. Der stammt noch aus der Ernte vom letzten Herbst, lässt sich aber gut lagern und frisch halten. Spitzkohl schmeckt deutlich milder als Weißkohl. Außerdem sind die Köpfe meist kleiner und viel leichter zu portionieren.

Als ich zuletzt Spitzkohl zerkleinert und mit Essig, Öl, Salz und etwas Zucker gewürzt habe, sah mein Salat mir irgendwie viel zu blass aus. Mir kam die Idee, dass junger Giersch optisch und geschmacklich gut dazu passen könnte. Im Moment haben alle Gierschbestände reichlich zarte, junge, hellgrüne Blätter. Sie sind etwas glänzend und noch nicht voll entfaltet. Und ihr Aroma ist längst nicht so ausgeprägt wie das der älteren Blätter. Kurzum: Sie sind genau richtig, um eine maigrüne Frühlingsnote in meinen weißen Salat zu bringen. Der Geschmack des milden Spitzkohls ergänzt sich ideal mit der zarten, exotischen Würze des jungen Gierschs.

Giersch und Spitzkohl – zwei Pflanzen, die sich auf dem Teller bestens ergänzen. Foto: Katharina Henne
Giersch und Spitzkohl – zwei Pflanzen, die sich auf dem Teller bestens ergänzen. Foto: Katharina Henne

Der Salat ist so lecker, dass ich dem Giersch jetzt freiwillig eine kleine Ecke in meinem Garten einräume. Da soll er sich austoben. Und ich weiß, wo ich ihn sicher finde.

In unserem Buch Hamburgs Wilde Küche beschreiben Lore Otto und ich übrigens weitere Möglichkeiten, Frieden mit dem Giersch zu schließen. Zum Beispiel, indem man Limonade aus ihm macht. Getreu dem Motto: Wenn man ihn nicht jäten will, muss man ihn essen und trinken. Eine sehr angenehme Art, ihn in den Griff zu kriegen.