Stadtteile haben ihre eigene Atmosphäre, eigene Mythen, Geschichten und Menschen. Zusammen mit Mit Vergnügen Hamburg wollen wir herausfinden, wie die Stadtteile Hamburgs ticken. Und dafür fragen wir jene, die sich am besten auskennen müssen: die Bewohner selbst. Wir bitten sie, uns ihr Lieblingscafé, ihr Lieblingsrestaurant und einen weiteren Lieblingsort zu verraten. Und das quer durch die Generationen. Folge 3: Winterhude
Tristan und Nina
Elektroniker Tristan, 27, lebt erst seit wenigen Wochen mit seiner Freundin Nina in Winterhude. Die 31-jährige Goldschmiedin hat zuvor lange im benachbarten Barmbek gewohnt, kennt sich in ihrer neuen Umgebung aber schon bestens aus.
Lieblingsrestaurant: White Lounge
Die komplett in weiß eingerichtete White Lounge ist wohl vielen Sushiholics ein Begriff: Von außen wirkt es wie ein karges Containerschiff, von innen ist es komplett durchdesignt. Nina und Tristan sitzen gerne in der ausgeleuchteten Lounge und entspannen beim Blick auf den Osterbekkanal. Oder sie mopsen sich abends zu durchschnittlichen Preisen qualitativ hochwertiges Sushi vom Laufband, das hier zur Abwechslung außen um die sitzenden Gäste herumfährt.
White Lounge | Barmbeker Straße 2 | Küche: Mo. bis Fr. 12–15 Uhr, Mo. bis Do. 18–22:30 Uhr, Fr. bis So. 18–23 Uhr
Lieblingscafé: Kafayas
Französischer Charme, herzliche Menschen, ein Gefühl wie zu Hause: Ins Kafayas würden Tristan und Nina am liebsten einziehen, sagen sie. Oder, wenn das Budget es zuließe, jeden einzelnen Tag ihres Lebens mit den hausgemachten Tartes, Kuchen, Quiches, Macarons, Marmeladen und ofenfrischen Broten starten. Und das ist längst nicht alles, was hier aus regionalen, biologischen und fair gehandelten Produkten gebacken wird – ein Blick auf die Tageskarte lohne immer, erzählen Tristan und Nina. An den großen Holztischen komme man zudem oft mit anderen Besuchern ins Gespräch.
Kafayas | Semperstraße 64 | Di. bis So. 9–18 Uhr
Lieblingsort: Wochenmarkt am Goldbekufer
Der samstägliche Wochenmarktbesuch ist ein Indikator für die Transformation zum Erwachsensein. Nina und Tristan sind demnach mindestens so reif wie die leuchtenden Auslagen der Obst- und Gemüsestände, die dreimal wöchentlich das Goldbekufer schöner machen, als es ohnehin schon ist. Aber nur samstags erreicht der Markt sein volles Ausmaß – und nur samstags haben Nina und Tristan beide Zeit. Dann bummeln sie an den Ständen entlang und kaufen frische Muffins, Brioche vom Franzosen, italienisches Olivenöl, handgemachte Frischkäsepasten und vieles mehr.
Wochenmarkt am Goldbekufer | Di., Do. und Sa. 8:30–13 Uhr
Susanne (mit Hund Bogy)
Den Rüden Bogy und seine weibliche Begleitung treffen wir im belebten Mühlenkamp nahe dem Osterbekkanal. Die 46-jährige Susanne arbeitet als Dozentin für Mode-, Textil- und Kostümdesign im benachbarten Uhlenhorst, wohnt aber in Winterhude.
Lieblingsrestaurant: Goldbeker
Das urige Kneipenlokal Goldbeker ist genau nach Susannes Geschmack: Hier interessiere man sich nicht fürs Sehen und Gesehen-Werden. Ein gemütliches Ambiente mit Altherren-Einschlag, viel dunklem Holz und großen Kronleuchtern. Egal ob Grünzeug-Gourmet, Fleischfreund oder Allesvertilger – die Querbeet-Küche macht alle glücklich, und das zu moderaten Preisen. Auf Susannes Hitliste weit oben: die Flammkuchen.
Goldbeker | Schinkelstraße 20 | Täglich ab 10 Uhr, So. bis Do. bis 1 Uhr, Fr. bis 2:30 Uhr, Sa. bis 2 Uhr
Lieblingscafé: Eiscafé am Poelchaukamp
Seit Freundlich + Kompetent im vergangenen Jahr nach Uhlenhorst umgezogen ist, ist Susanne in Winterhude auf der Suche nach einem vergleichbaren Ort. In den wärmeren Monaten zumindest schafft ein kleines Lädchen Abhilfe – wenn auch völlig anders: Solange es im Herbst eben geht, besucht Susanne mit ihrem waffelgierigen Bogy das Eiscafé am Poelchaukamp auf eine hausgemachte Kugel Rhabarber oder Vanille. Mit mehr als 50 Jahren ist das Eiscafé das älteste seiner Art in Winterhude. Nach den überlieferten Erfolgsrezepten des ersten Inhabers, einem Konditormeister, bereiten die jetzigen Besitzer ihr Eis bis heute aus natürlichen Zutaten und ohne Konservierungsstoffe zu.
Eiscafé am Poelchaukamp | Poelchaukamp 3 | März bis Oktober, täglich von 11–22 Uhr
Lieblingsort: Bellevue/Außenalster
„Natürlich die Alster“, sagt Susanne und Bogy wedelt bekräftigend mit dem Schwanz. Ihr Hund liebe die Spaziergänge entlang der Straße Bellevue. Jeden Morgen ist Susanne hier mit ihm unterwegs, am schönsten aber sei es, wenn sie unter der Woche frei habe – wenn es nicht so voll sei wie am Wochenende. Dann nehme sie sich die Zeit sich hinzusetzen, zu entspannen und die Alstervögel zu beobachten.
Bellevue/Außenalster| U-Bahn Sierichstraße
Lasse
Als Winterhuder Urgestein vergnügt sich Lasse gern rund um den Poelchaukamp – vorausgesetzt, er ist hier nicht gerade mit Geldverdienen beschäftigt. Auf dem Bild sitzt der 31-Jährige gerade vor seiner Arbeitsstätte in der Herbstsonne.
Lieblingsrestaurant: Pasta e Vino
Das Pasta e Vino? Laut Lasse ein italienisches Gaumenparadies. Aber das muss er auch sagen: Er ist hier der Küchenchef. Neben einer klassischen Pasta-Auswahl und Trattoria-Basics erwartet die Gäste eine abwechslungsreiche Wochenkarte, die nicht nur italienische Speisen anpreist. Es gibt auch mal Königsberger Klopse oder asiatisch Inspiriertes. Insider-Empfehlung: Thunfisch in schwarzem Sesam mit Wasabi-Mayonnaise und Kräutersalat.
Pasta e Vino | Poelchaukamp 25 | Mo. bis Sa. 10–0 Uhr, So. 12–22 Uhr
Lieblingscafé: Bar du Nord
„Das ist gar nicht so versnobt, wie man erwartet“, sagt Lasse über seine Stammkneipe im Viertel, die Bar du Nord. „Das Publikum ist nicht vergleichbar mit dem des gleichnamigen Clubs.“ Die Atmosphäre sei hier viel familiärer. Dass die Preise etwas stattlicher sind, stört Lasse nicht. Er gönnt sich immer mal wieder einen oder zwei Whiskeys in der Bar du Nord und trifft hier auf alte Bekannte. In diesem Herbst allerdings muss Lasse eine Weile ohne diese Begegnungen auskommen: Das leicht runtergerockte Trinklokal wird umfassend renoviert und ist deshalb eine Weile geschlossen.
Bar du Nord | Dorotheenstraße 33 | Täglich ab 18 Uhr
Lieblingsort: Café Canale am Mühlenkampkanal
Erstaunlich, dass auch der dritte Winterhuder nicht ein Wort über den Stadtpark verliert. Vielleicht ist der so beliebt, dass man sich als direkter Nachbar lieber an den Nischen ringsherum erfreut. Lasse vertrödelt Zeit an den Alsterkanälen, besucht mit seinen Töchtern Leonie und Emmi den Spielplatz an der Schinkelstraße oder er beobachtet – so lange das Wetter es erlaubt – die Kanufahrer, die am Take-Away-Schalter des Café Canale vorbeischippern und sich ein Törtchen oder Getränke ins Boot holen.
Café Canale am Mühlenkampkanal | Poelchaukamp 7 | Täglich von 10–19 Uhr