Lesezeichen
‹ Alle Einträge

2.303 Kommentare

  1.   Regina Steinert

    Ich wundere mich über mich selber, wie mich das zutiefst betroffen und traurig macht als wäre mein eigener Vater gestorben.
    Ich war noch ein Kind, als er Kanzler war.
    Er und Loki haben mir eine ganz besondere Nestwärme vermittelt.
    Aufgrund seines besonderen Regierungsstils und weil sie Staats- und Regierungschefs aus aller Welt in ihrem Privatgarten empfingen und sich beide auch im Ganzen so gaben wie normale Bürger/Menschen dieses Landes.
    Sie waren nicht arrogant,
    nicht abgehoben und wollten nichts Besonderes sein.
    Er machte Politik nicht um Macht und Ansehen Willen,
    sondern für die Menschen und für unser Land.
    Auf eine ganz besondere Weise,
    die seinen Nachfolgern wegen mangelndem Feingefühl und vermehrtem Wunsch nach Macht und Ansehen fremd war.
    Und deswegen macht sein Tod auch so betroffen.
    Er hat sich auf eine ganz ungewöhnliche Art und Weise für uns und für unser Land geopfert.
    Ich verneige mich vor Helmut und Loki Schmidt.
    Zutiefst traurig, zutiefst dankbar.
    Nun seid Ihr im Himmel wieder zusammen.
    Danke für alles.

  2.   Harald Ullrich, Baden-Baden

    Als Helmut Schmidt Kanzler war, wurde ich in einer politisch aufgeladenen und krisenhaften Zeit, die unter anderem von wirtschaftlicher Tahlfahrt, Linksterrorismus und Höhepunkt der Ost-West-Konfrontation geprägt war, von Helmut Schmidt als Jugendlicher immer wieder entscheidend beeinflusst. Durch sein vorbildliches Festhalten am Nato-Doppelbeschluss und der Bereitschaft, dafür auch gegen die eigene Partei und Regierung zu kämpfen, wurde ich darin bestärkt, Offizier der Bundeswehr zu werden. Später habe ich an einer der Univerversitäten studiert, die sehr stark auf seine Initiative hin gegründet worden sind. Das sind nur zwei von sehr viel mehr Bespielen, in denen sein Weitblick und klare Gestaltungskraft direkt auf mich gewirkt haben.
    Einer der klügsten Politiker die Deutschland hatte. Ohne Spenden- oder sonstige Skandale. Schwer ist manchmal der Unterschied zu den heute agierenden Politikern zu ertragen.
    Als Leser der Zeit werde ich ihn als Maßstab und Sparringpartner, an dem ich mich manchesmal in einem inneren Dialog auch gerieben habe, sehr vermissen.
    Vielen Dank Herr Schmidt, für alles was Sie für Deutschland getan haben. Ruhen Sie wohl.

  3.   Jürgen Hilgers

    Ein ganz Großer der deutschen Sozialdemokratie ist von uns gegangen.
    Ich sehe in der SPD Keinen, der Seine Nachfolge antreten könnte.

  4.   Nina Beuck

    Vielen Dank, dass Sie mit Ihren Worten und Ihrer Art auch „Otto-Normal-Bürgern“ wir mir die Politik näher gebracht und erklärt haben.
    Vielen Dank, dass Sie uns gezeigt haben, was ein Politiker mit Rückgrat ist.

    Es gibt keinen Politiker, den ich so bewundere, der mich so begeistert und so berührt.

    Sie werden uns sehr fehlen. Menschen wie Sie gibt es viel zu wenig.

    Machen Sie’s gut und auf Wiedersehen.

  5.   Helmut und Ingrid Meister

    Wie jede Blüte welkt und jede Jugend
    Dem Alter weicht, blüht jede Lebensstufe,
    Blüht jede Weisheit auch und jede Tugend
    Zu ihrer Zeit und darf nicht ewig dauern ….

    In Gedenken an Helmut Schmidt

  6.   WWarncke

    Abbendorf. Er war als Hamburger Innensenator, Verteidigungsminister und Bundeskanzler der Macher in Krisenzeiten. Nach seinen offiziellen Ämtern Analyst der Weltpolitik. Und natürlich Schmidt-Schnauze, eingehüllt in den Qualm von Menthol-Zigaretten: Helmut Schmidt, in der vergangenen Woche im Alter von 96 Jahren gestorben. An eine ganz besondere Begegnung mit dem Hanseaten erinnert sich Erich Schulz, freier Mitarbeiter der Rundschau.

    1972: Helmut Schmidt war drei Jahre zuvor vom Vorsitzenden der SPD-Bundestagsfraktion zum Verteidigungsminister ernannt worden. Ich war als junger Soldat der Luftwaffe zu einem Unteroffizierslehrgang von Rotenburg nach Oldenburg abkommandiert worden. Mein Kumpel Dietmar und ich fanden die fachlichen Anforderungen dieses Lehrganges nicht als sonderlich schwierig. Dietmar wusste alles und konnte alles, während ich mich so durchmogelte. Anders herum gesagt: Ich hatte keine Ahnung. Trotzdem wurden wir beide tatsächlich zu Unteroffizieren befördert. Kurze Zeit nach der Beförderung wurde ich für ein knappes Jahr nach Amerika abkommandiert. Die Sachen waren gepackt, Papiere wie Reisepass, Truppenausweis, Marschbefehl und der Nachweis über eine erfolgte Pocken-Impfung (die war damals noch Pflicht) waren vorhanden. Es fehlten nur noch die warmen Worte der Mutter der Kompanie – Spieß genannt: „Benimm dich anständig, du repräsentierst die Luftwaffe im Ausland!“ Mit meinem Gepäck machte ich mich auf den Weg nach Köln-Porz und fand mich auf dem militärischen Teil des Flughafens ein. Dort, so hatte man mir gesagt, würde ich in Empfang genommen werden und mit einer Militärmaschine nach Washington und von dort mit einem anderen Flugzeug nach El Paso in Texas weiterfliegen. Das Einchecken verlief ohne Probleme. Ein Feldwebel drückte mir einen Stempel in meinen Reisepass und meinte: „Du hast jetzt einen quasi diplomatischen Status, damit kannst du dir aus den Staaten deutsches Bier und Zigaretten steuerfrei bestellen.“ Donnerwetter, dachte ich, was für eine Karriere: Unteroffizier mit quasi diplomatischem Status – aber das mit dem Bier und den Zigaretten war auch nicht schlecht! Der Flieger stellte sich als eine Boing 707 heraus und mir wurde ein Platz zugewiesen, ich war allein in der Maschine. Der Pilot, ein jung aussehender Major, meinte, wir müssten noch auf ein paar Gäste warten, dann ginge es aber sofort los. Und kurze Zeit später kamen sie, die Gäste: erst ein paar Zivilisten, und dann sah ich ihn, unseren – meinen – Verteidigungsminister, gefolgt von einigen ranghohen Offizieren. Der Pilot machte Meldung und erklärte: „Herr Minister, wir sind startbereit.“ Er zog den dicken Vorhang, der die VIP-Lounge abtrennte, zu und ich dachte: Okay, wenigstens habe ich ihn mal in echt gesehen. Nach einer langen Weile ließ einer der militärischen Flugbegleiter aus Versehen den Vorhang offen, und ich sah, wie Schmidt einem der Offiziere etwas ins Ohr flüsterte. Der blickte zu mir herüber und zuckte mit den Schultern. Schmidt stand auf und kam auf mich zu. Da wurde mir schon etwas mulmig, ich war ja noch sehr jung damals. Und er stellte sich tatsächlich vor, als wenn ich ihn nicht kennen würde. Obwohl alle Welt ihn kannte – als Innensenator der Freien und Hansestadt Hamburg und wegen seines Krisenmanagements anlässlich der Sturmkatastrophe von 1962. Die halbwegs militärische Meldung, dass ich auf dem Weg nach El Paso sei und die Bundeswehrverwaltung dafür verantwortlich sei, dass ich in seiner Maschine mitfliegen müsse, quittierte er mit: „Das geht in Ordnung, gehen wir was trinken“. Und er bestellte, ohne mich zu fragen, Whiskey auf Eis. Er rauchte wie selbstverständlich seine Menthol-Zigaretten und ich meine HB. Schmidt bemerkte bloß: „HB, die Flüchtlings-Zigarette“. „Wieso?“ fragte ich. „Na ja“, erwiderte Schmidt. „‚Hier bin ich, hier bleib ich, hier bau ich‘.“ Wir mussten beide über seinen Spaß lachen, obwohl ich den Spruch schon kannte. Wir kamen ins Gespräch. In meiner Familie rauchen alle HB, außer mein Opa, der rauchte Ernte 23. „Ein furchtbares Zeug, hab ich auch schon mal probiert“, kommentierte Schmidt. Er hatte eine geschickte Art, mich auszufragen, über meine Familie, wo ich herkomme und so weiter. Als ich erzählte, dass ich aus Wanne- Eickel käme, kannte er natürlich den Gassenhauer von Friedel Hensch: „Nichts ist so schön wie der Mond von Wanne-Eickel.“ Wir hatten mittlerweile richtig Spaß an unserer Unterhaltung. Merkwürdigerweise hielten sich seine Begleiter völlig im Hintergrund und ließen uns allein an dem kleinen Tresen stehen. Heute glaube ich, dass das zu seiner unglaublichen Persönlichkeit gehörte, die ihn von anderen Politikern unterscheidet: sich absetzen zu können und das zu tun, was ihm wichtig erschien. Wir kamen nach einigen Gläsern Schnaps unter anderem auf die Flutkatastrophe im Hamburg 1962 zu sprechen. „Ich hatte damals nicht die Legitimation, die Bundeswehr, das technische Hilfswerk, Hubschrauber und alles andere anzufordern, was notwendig war, um größeren Schaden – insbesondere bei der Bevölkerung – zu verhindern. Aber das ist meiner Meinung nach ein Wesen der Demokratie: Entscheidungen zu treffen und Verantwortung zu übernehmen, die im Nachhinein sich auch mal als falsch erweisen. Umso besser, wenn sie sich dann als richtig herausstellen“, sagte Schmidt. Ein Satz unseres Gesprächs ist mir besonders im Gedächtnis geblieben. Völlig nüchtern hätte ich mich wohl nicht getraut, ihn zu fragen, ob er denn die Demokratie für die einzig beste Regierungsform hielt. Seine Antwort: „Wir Deutschen haben genau die Demokratie, die wir verdient haben, und nichts anderes. Denk mal darüber nach“. Landeanflug Washington, knappe Durchsagen des Piloten. Glatte Landung. Wir stiegen aus, und ich weiß nicht mehr ganz genau, ob Helmut Schmidt mich stütze oder ich ihn, zumindest an die merkwürdigen Blicke seiner Begleitpersonen kann ich mich gut erinnern: ein Unteroffizier und der Verteidigungsminister. Die Begegnung mit Helmut Schmidt 1972 hat mein Leben zwar nicht verändert, aber eine Richtung gegeben: Vertrauen. Vertrauen in einen außergewöhnlichen Menschen, das er sich durch Handeln erworben hat und nicht durch Gerede. Ich mochte ihn. Sehr.

  7.   Helmut und Ingrid Meister

    …blüht jede Weisheit auch und jede Tugend
    zu ihrer Zeit und kann nicht ewig dauern ….

    Helmut und Ingrid Meister

  8.   Wolfgang Haas

    Er war der letzte Lotse, den dieses Land noch hatte. Er galt vielen in diesem Lande so etwas wie „die oberste Instanz“
    für die Verkörperung ehrlicher Politik, die auch als solche anerkannt wurde.
    Ich jedenfalls, werde Ihn wie Millionen von Bundesbürgern, schmerzlich vermissen.

  9.   mit Talent...

    großer Politiker, ein prominenter Journalist, Staatsmann, Visionär und realistisch … freundlich und beispielhaften Menschen. Helmut Schmidt verdient soziale Anerkennung und Wertschätzung!

  10.   ein Wunsch: Kraft für die SPD

    Das Vermächtnis von H. Schmidt ist in der Sozialdemokratie…

 

Kommentare sind geschlossen.