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2.303 Kommentare

  1.   Plank

    Leb Wohl Helmut , ich habe Tränen in den Augen, bin sehr sehr traurig. Deutschland hat den einzigen wahren Bundeskanzler und Politiker verloren, einen Weltpolitiker, der sich nie verbiegen ließ.
    Danke für alles!

  2.   Rainer Schoppe

    Was ich dazu noch sagen wollte…

    Es gibt Momente, die vergisst man nicht. Ein Leben lang. Sie sind tief in dir und zumeist schlummern sie dort, ohne dass du dir ihrer ständig bewusst bist. Doch haben sie etwas Elementares, das dich bestimmt und dich erkennen lässt, wer du bist, für was du stehst. Sie sind es, die gerade dann dein Innerstes bewegen, wenn der Impuls unverhofft und von außen kommt, auf dich wirkt – wenn du etwas siehst, hörst, fühlst, schmeckst oder riechst, das dich an diesen einen so elementaren Moment erinnert. Dann läuft ein Film in dir ab und du weißt genau wo, an welchem Ort du warst, als es passierte, wer bei dir war, welche Kleidung du trugst und was du gerade zu erledigen hattest. Der Einsturz der Twin Tower des World Trade Centers ist so ein Moment, der sich auf meine Netzhaut eingebrannt hat. Für jene, die, wie ich, ein paar Jahresringe mehr um sich haben, war und ist es die Nachricht vom Tode John F. Kennedys, die eine ganz bestimmte Szenerie in mir abspulen lässt.

    Der 1. Oktober 1982, ein Freitag, ist für mich so ein Elementarteil. Es war warm, zu warm um diese Jahreszeit. Mein roter Opel GT hoppelte mit mir nordwärts über die A7, auf dem Weg zu einer Fortbildung meines Arbeitgebers – meine Rhetorik sollte Feinschliff erhalten. Wer mich, auf dem Weg durch Schleswig-Holstein, ab Neumünster begleitete, war kein geringerer, als der Meister seines Fachs: Helmut Schmidt. So sehr ich ihn stets für diese Gabe bewunderte, erlebte ich – wohl die Ironie des Schicksals – just an diesem Tag die größte Ohnmacht seines Könnens: es war seine letzte Rede als Kanzler der Nation, kurz bevor das Konstruktive Misstrauensvotum ihn in diesem Amt zu Fall brachte.

    Für all jene, die nicht das Aufblühen der sozial-liberalen Koalition als ein Aufbegehren gegen den Vietnamkrieg, gegen unsoziale Umverteilung von Kapital und Macht, von ungleichen Bildungschancen in der Gesellschaft miterlebt haben, ist meine Reaktion, die eines damals politisch noch zaghaft denkenden Menschen, auf diese Rede vielleicht nicht begreifbar: ich fuhr auf den nächstbesten Parkplatz – und weinte. Es war für mich das Ende einer politischen Umgestaltung, die nun, wohl für lange Zeit, eine gänzlich andere Handschrift tragen würde. Es war wie das Erwachen aus einem Traum, den damals viele Menschen um die Dreißig als heilsbringende Never-Ending-Story empfunden hatten, als Befreiung einer noch von der Kriegs- und Nachkriegsepoche geprägten Zeit. Und Helmut, ein eigentlich konservativer, mitunter arrogant wirkender Vertreter seiner Partei, zudem noch umstritten in den eigenen Reihen, war für viele Wählerinnen und Wähler ein Garant für den Fortbestand praktizierter Gerechtigkeit. Auch für mich.

    Lange Jahre danach kam dieses Bild in mir irgendwann wieder hoch, das Elementarteil: der Parkplatz, die Arme auf dem Lenkrad verschränkt, Tränen in den Augen. Es machte sich leichte Wehmut in mir breit, bei dem Gedanken an den Politiker, der eigentlich immer symbolhaft für meine Anfang der Siebziger Jahre aufkeimende politische Gesinnung stand. Ich war weit davon entfernt ihm eine Aura zu verleihen, die man einem Idol aus jungen Jahren unreflektiert anhaftet, von denen man Poster wie die von Che Guevara oder Jimi Hendrix aufhängt und auf naive Weise schwärmt. Dennoch: Helmut Schmidt war mir politisch nahe, das schon, auch als ich irgendwann dazu tendierte, mehr in Grün zu denken und zu handeln. Als politische Autorität, als Person, die dafür stand, ist er mir bis heute geblieben. Wenn er betonte, nicht als Vorbild gesehen werden zu wollen, eher als Staatsmann, als politisch handelnde Person, empfand ich das als eine schöne, stille Übereinstimmung mit ihm. Dann war er mir nahe.

    Persönlich habe ich ihn nie kennengelernt. Doch um seine Nähe zu spüren, war das nicht notwendig. Ich war und bin ihm deshalb so verbunden, weil er als Mitherausgeber der „Zeit“ und als politischer Charakter, dessen Wort zu gesellschafts- und wirtschaftspolitischen Dingen Gewicht hatte, diese seine Meinung auch mit der ihm eigenen Kantigkeit zum Ausdruck brachte. Er war nicht selten unbequem, das ist wohl war, auch nicht immer beliebt. Doch mit der politischen Größe, die er besaß, zollte man ihm Respekt. Das zeichnete ihn für mich aus. Selbst politische Gegner brachten ihm, wenn auch bisweilen versteckt und unfreiwillig, die Achtung für einen in sich durch und durch überzeugten Demokraten entgegen.

    Mir war damals, im Rückblick an diese an Endzeitstimmung erinnernde Rede eigentlich klar, dass Helmut Schmidt, zumindest noch einmal, in mir ein derartiges Elementarteil bewegen würde. Jetzt, da er Abschied nahm, ist es soweit.

  3.   Ralf Tischler

    Eine Institution hat uns verlassen.
    Danke für Ihre Geradlinigkeit!
    Mögen wir alle erwachsen werden und in Ihrem Sinne die gesellschaftlichen und politischen Herausforderungen meistern.

    Ruhe in Frieden
    Mein Beleid an die Angehörigen

  4.   r.aipperspach@gmx.de

    Unser Beileid den Angehörigen und Danke an Helmut Schmidt für sein Lebenswerk und sein Erbe.

  5.   Frank D. Badenius

    Ich kann mich an die ausgehenden 60er und die 70er Jahre nicht erinnern, ohne auch sein Bild im Kopf zu haben. Helmut Schmidt stand für Verlässlichkeit, Loyalität, Ehrlichkeit. Offene Worte aus meiner Heimatstadt. Politiker wie ihn gibt es heute nicht mehr. Das ist in jeder erdenklichen Weise zu bedauern. Er mag in Frieden ruhen.

  6.   Figenwald Gisele

    Ich kann es gar nicht wahrnehmen….er war für mich DER STAATSMANN,wie es keinen mehr gibt. Ich war in den letzten Zeiten nicht immer aber meistens mit ihm einverstanden. Wer wird nun mein Wegweiser sein? Ruhen Sie in Frieden, Herr Schmidt, denn Sie haben nicht nur etwas hinterlassen, Sie haben der Politik alles gegeben,aber auch menschlich konnten Sie uns noch sagen,was Werte sind. Sie konnten entscheiden, wenn es auch weh tat. Sie hatten ein Gewissen.Danke und schöne Zeit nun wieder mit Loki.

  7.   Claus Ralf

    Ruhe er in Frieden. Er hat die Welt erklärt wie kein anderer, gelehrt und vorgelebt, dass der Demokrat nicht die Meinung des anderen teilt, aber ihm gerade deswegen respektvoll begegnet, und glaubwürdig die europäische Idee, die allein Frieden, Perspektive und Vertrauen erlaubt, deklamiert.

  8.   bzahlecker

    Ich bin sehr traurig. Ihretwegen bin ich 1982 in die SPD eingetreten! Wir verlieren mit Ihnen einen großartigen Politiker und Menschen. Es wäre wünschenswert wir hätten heute Politiker Ihres Formats. Mein Mitgefühl gilt Ihrer Familie.

  9.   yurina

    ein Großer. Die Norddeutschen sind ein etwas unzugänglicher Menschenschlag und er war ein solcher. Aber es sieht danach aus, dass hier ein Politiker ging, der nicht käuflich war, der ein hohes Ethos hatte und der nach außen schien, wie er auch wirklich war. Davon könnten wir mehr brauchen. Ich habe seine Haltung beim Nato-Doppelbeschluss damals heiß mit bekämpft. Das tut meiner Hochachtung für ihn aber keinen Abbruch.
    Unter seiner Kanzlerschaft (und der von Willi Brandt) hatten wir eine andere, solidarischere Gesellschaft. Davon hätte ich gerne wieder mehr. Ruhen Sie in Frieden, und danke Helmut Schmidt!

  10.   Tobias Zimmermann

    Mögen Sie in Frieden ruhen, lieber Herr Schmidt. Sie werden uns fehlen!

 

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