Der Altbundeskanzler und ZEIT-Herausgeber Helmut Schmidt ist tot. Er starb am 10. November 2015 im Alter von 96 Jahren in seinem Haus in Hamburg.
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Ich war noch ein Kind, als der Helmut Schmidt am 1. Oktober gestürzt wurde. Danach kam Helmut Kohl. Ich fand das als Kind damals „doof“. Dieses Ereignis war der Beginn für mein politisches Bewusstsein – und Helmut Schmidt prägte auch bis heute meine politische Überzeugung. Mein Beileid gilt den Hinterbliebenen. Danke und gute Reise.
Dear Mr. Helmut Schmidt,
finally you can enjoy now beauty and forget the duty. Just have a cigarette and listen to the music…
RIP
Helmut Schmidt;
er ist gegangen – ohne Worte!
Ich verbeuge mich vor einem anständigen Hanseaten.
Thomas Hansen.
Als „Elder Statesman“ war Helmut Schmidt seit Jahren eine allseits akzeptierte moralische Instanz mit hoher politischer Kompetenz, absoluter Integrität und ausgeprägtem Verantwortungs- und Pflichtbewusstsein. Er handelte wohlüberlegt, aber entschlossen und stets geradlinig. Politiker wie er fehlen in der aktuellen Tagespolitik auf breiter Front. Helmut Schmidt war zweifelsohne ein großer Deutscher, dessen Lebensleistung uneingeschränkt Respekt und Anerkennung verdient.
Sehr geehrter, lieber Helmut Schmidt,
ich glaube, Sie hatten auch Visionen. Zum Glück sind Sie deswegen nicht zum Arzt gegangen. Vielen Dank für Ihre Arbeit. Sie haben Ihre Sache sehr anständig gemacht.
Grüße aus Münster (Westf.)
Ursula Rüsing
Mit Helmut Schmidt ist ein die bundesrepublikanische Gesellschaft prägende Gestalt der Siebziger Jahre von uns gegangen, mit seinem Tod erscheint damit auch diese bedeutende geschichtliche Epoche der Bundesrepublik als abgeschlossen historisch, und auch das ruft neben der persönlichen Anteilnahme an dem Tod Helmut Schmidts bei demjenigen, der diese Zeit als Erwachsener miterlebt hat, Trauer und Wehmut hervor.
Zur historischen Bedeutung Schmidts hat di Lorenzo eine schöne auf den Kern weisende knappe Formulierung gefunden: der Unterschied zwischen Politiker und Staatsmann, der ihn ausgezeichnet hat. Hierin stimmen fast alle Kommentatoren überein.
Als 68ziger hatte ich mich zu Helmut Schmidt in wichtigen politischen Standpunkten in kämpferischem Gegensatz befunden (Nachrüstung, Atomenergie, Ökologie). Seine bis zuletzt vertretene Geringschätzung dieser Generation fand und empfinde ich schmerzhaft. Allerdings habe ich mit der Zeit zu diesem Konflikt Differenzierungen hinzugelernt, was mit einem größeren Verständnis für die Generation Schmidts als in der NS-Zeit erwachsen Gewordenen und Kriegsteilnehmer zu tun hat.
Di Lorenzo merkt hier zu Recht zu vermutende Verdrängungen im biografischen Selbstverständnis Schmidts diese Periode betreffend an. Nur, eine hochmütige Kritik –
wie sie 68 üblich war – scheint unangebracht. Als arbeits- und leistungsfähiger Mensch mit kohärenter Persönlichkeit aus diesen Erfahrungen herauszukommen, ist vielleicht nur so möglich, wirft aber auch ein Licht auf die sogenannten „Sekundärtugenden“, die für Schmidts Persönlichkeit kennzeichnend waren.
Die Missachtung und Verachtung dieser Tugenden im Rahmen der 68ziger Bewegung war ein wohl nötiger Schritt für die kulturelle Veränderung der Bundesrepublik, andererseits aber auch unreif. Der Vorwurf Schmidts an die Vertreter dieser Generation, sie seien nicht erwachsen, trifft. Eine Generation, die in einer – wahrscheinlich singulären historischen – privilegierten Epoche aufgewachsen und sozialisiert wurde, keine Not kennengelernt hat, gut versorgt war, hat es schwer erwachsen zu werden und diese Tugenden (Pflichterfüllung, Bescheidenheit, Ehrlichkeit, Arbeitsethos) und eine damit eine nicht ichbezogene, auf Belohnung (Boni!) orientierte Charakterstruktur zu entwickeln.
Der sehr giftige Angriff Lafontaines gegen Schmidt und dessen Forderungen an eine erwachsene Persönlichkeit, mit diesen Tugenden könne man auch ein Konzentrationslager leiten, ist aber andererseits sachlich nicht falsch. Diese Tugenden werden zu Tugenden erst innerhalb eines Kontextes von Sinn und Zielen, sie können auch pervertieren. Die Kontamination dieser Tugenden durch den Nationalsozialismus darf man nicht verschweigen. Schmidt hatte hier seine sehr persönliche Lösung gefunden, die sicher auch im Aspekt einer nicht problematisierten Kontinuität zu Reibung Anlass gibt und manche seiner weniger empathischen Seiten seiner Persönlichkeit mit erklären kann.
Schmidt hat wohl Recht, wenn er darauf besteht, dass ein Erwachsenwerden nicht ohne diese Tugenden zu haben ist. Wir müssen lernen, sie auch wieder wertzuschätzen. Das ist auch ein Vermächtnis Helmut Schmidts.
Ich denke heute noch wehmütig an manche Bundestagsdebatte zurück, in der sich Helmut Schmidt wie kein anderer mit seinem politischen Widersacher F.J. Strauß auseinandersetzte. Das waren wirkliche Sternstunden im politischen Betrieb der BRD. Helmut Schmidt war klar in seiner Analyse und klar in seinem Tun. Sich vor der Verantwortung zu drücken war nicht sein Ding. Ein weitsichtiger Realpolitiker mit ökonomischen Sachverstand und dem Gespür für die großen gesellschaftlichen Zusammenhänge national wie international. Nach seiner aktiven politischen Karriere wurde er für viele Menschen in dieser Republik der Mentor schlechthin. Hier zeigte sich in aller Deutlichkeit, was einen herausragenden Politiker wie Helmut Schmidt von der zusehends karriereorientierten und monetärgeleiteten „Politelite“ unterschied. Seine Gelassen- und Bescheidenheit rundeten das Bild einer Vaterfigur mit zunehmenden Alter ab. Er war für mich das letzte große politische Vorbild und der größte Staatsmann seit Gründung der BRD.
Danke Helmut Schmidt ! Du wirst uns fehlen!
Traurig, dass er nun von uns gegangen ist. Ich kam nie umhin, aufmerksam aufzuhorchen, wenn er etwas zu sagen hatte. Er hatte etwas an sich, dazu die Menschen dazu bewegte, zuzuhören. Es war aber nicht seine großartige Intelligenz alleine, die so viel Spaß machte, ihm zuzuhören. Auch Charisma spielte dabei eine gewichtige Rolle. Ich stelle aber auch erfreut fest, dass Herr Schmidt ein, wie ich vermute, erfülltes Leben hatte.
Mit Helmut Schmidt verliert diese Republik einen der letzten große Politiker, der zusammen mit seinen ehemaligen Weggefährten, auch parteiübergreifend, Großes geleistet hat. Diese Charaktere werden uns schmerzlich fehlen und sind auf absehbare Zeit nicht zu ersetzen.
Ein großes Vorbild ist von uns gegangen.
Mach es gut, lieber Helmut!