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Mehr Jobs = mehr Konsum

 

Die Gleichung mehr Jobs = mehr Konsum stimmt immer. Das ist meine Antwort auf die Zweifel von Herrn Speck in seinem Kommentar zu meinem Wachstumsoptimismus.

Warum?

Die deutschen Volkswirte machen es sich in der Regel einfach: Sie erklären Anomalien in der Volkswirtschaft mit mangelndem Vertrauen der Menschen und Unternehmen in die Politik. Davon halte ich gar nichts. Besser ist es nach Gründen zu fragen und eine plausible Geschichte zu erzählen.

In den vergangenen Jahren ist die Sparquote in Deutschland leicht gestiegen. Das passt nicht. Denn in einem normalen Konjunkturzyklus sparen die Menschen in der Rezession weniger oder verschulden sich stärker, weil sie davon ausgehen, dass es sich lediglich um ein Tal handelt, das wieder von einem Anstieg abgelöst wird.

In Deutschland haben wir das Muster in den vergangenen Jahren nicht gesehen. Und das hat zwei Gründe, die mit einander zusammenhängen:

Zum einen gab und gibt es die sehr deutliche Umverteilung zwischen Lohn- und Gewinneinkommen. Vom Zuwachs des Bruttoinlandprodukt (BIP) ist nichts bei den Löhnen hängen geblieben. Das Bruttoinlandsprodukt lässt sich auf die zwei Produktionsfaktoren Arbeit und Kapital aufteilen. Soviel wie gegenwärtig hat das Kapital seit der Wiedervereinigung nicht vom BIP-Kuchen abbekommen und – bei aller statistischen Ungenauigkeit – wahrscheinlich sogar seit den frühen 70er Jahren nicht mehr. Wenn das Lohneinkommen nicht steigt, kann auch der Konsum nicht anspringen. Die nachfolgende Grafik habe ich freundlicherweise von Dirk Schumacher zur Verfügung gestellt bekommen. Dirk ist der Deutschland-Volkswirt von Goldman Sachs, der amerikanischen Investmentbank. Das erklärt auch die englische Beschriftung. Ich bitte um Entschuldigung.

Gewinne und Lohneinkommen

Zum anderen spricht wenig dafür, dass die Menschen in Deutschland mehr sparen. Wenn aber trotzdem die Sparquote steigt, dann kann das daran liegen, dass ein kleiner Teil, der aber ein hohes Gewicht hat, mehr spart. Ich glaube, dass durch die Verschiebung zwischen Lohn- und Gewinneinkommen der Zuwachs des BIP eben zu denen gewandert, die eine hohe Sparquote haben. Das ist plausibel. Wer hat vor allem Vermögen und Aktiva in dieser Republik? Bestimmt nicht die Niedriglöhner und Minijobber. Dieser Effekt dürfte der Grund für die höhere gesamtwirtschaftliche Sparquote sein.
Das ist auch meine Antwort auf die Annahme von Herrn Speck, dass die Menschen dazu neigten immer weniger Geld auszugeben und immer mehr für die private Altersvorsorge zurücklegen. Das Gros der Menschen hat gar nicht so viel Geld, um überhaupt großartig sparen zu können. Sehr gut gefällt mir die folgende Grafik, die die Sparquote nach Einkommensklassen unterteilt. Sie zierte den ZEIT-Artikel „Die wahre Rentenlüge“.

Aus beiden Grafiken lässt sich nur ein Schluss ziehen: Gibt es endlich wieder mehr Jobs, steigt auch das Lohneinkommen wieder und damit der Konsum. Das selbe gilt natürlich, wenn die Löhne wieder steigen. Mit mangelndem Vertrauen hat das alles herzlich wenig zu tun. Es ist die Anpassung der deutschen Volkswirtschaft an internationale Renditeanforderungen.

Diese Anpassung dürfte inzwischen abgeschlossen sein, was die heftigen ausländischen Investitionen von „Heuschrecken“ und anderen Fonds und Funds in Deutschland beweisen. Deshalb spricht viel dafür, dass die Investitionen wieder anziehen, und damit auch die Jobs und der Konsum.