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Deutschlands Wirtschaft brummt

 

Standortskeptiker, Verkrustungsneurotiker und alle anderen Neoklassiker hergehört: Der Ifo-Index steigt und steigt. Die deutsche Wirtschaft brummt, ob Ihr es glauben wollt oder nicht! Die Lageeinschätzung der befragten rund 7.000 deutschen Firmen und ihre Erwartungen an die Zukunft waren seit 1991 nicht mehr so hoch. Auf satte 105,4 Punkte ist der Ifo-Index heute gestiegen und hat damit die Schätzungen der Experten um drei Punkte übertroffen.
Nach dem kräftigen Anstieg im Februar war sich das Gros der Konjunkturexperten, die Deutschland ja sowie so maximal nur noch 1,5 Prozent Wachstum zutrauen, sicher, dass der Gipfel erreicht ist. Jetzt geht es wieder abwärts, denn jetzt müssen erst mal harte Strukturreformen in Berlin beschlossen werden, tönte es. Ansonsten geht gar nichts, weil nichts gehen darf, weil ja diese schöne Verkrustungsrhetorik plötzlich wegfallen müsste.

Pustekuchen. Der Kapitalismus schert sich nicht um Strukturreformen auf der Angebotsseite. Vermeintliche Verkrustungen dort sind lediglich eine wohlfeile Ausrede für Unternehmer, wenn’s nicht richtig läuft. Der Kapitalismus lebt nicht nur vom Angebot, sondern vor allem von der Nachrage. Allein sie entfacht die Dynamik, die das System am Leben hält.

Was heißt nun ein Ifo von 105,4 Punkten? Die Chancen stehen gut, dass ich viele meiner Wetten gewinne:

  1. Das Wachstum wird dieses Jahr in Deutschland wohl über zwei Prozent hinausschießen. (Die Volkswirte der Dresdner Bank haben gerade anhand einer einfachen Regressionsschätzung sogar ein Wachstum von über 2,5 Prozent errechnet, wenn der Ifo auf diesem Niveau verharren sollte.)
  2. Die Zinswende kann guten Gewissens auf September 2005 datiert werden. Ich habe in den vergangenen fünf Jahren selten eine so massiven Absturz des Bund-Futures im Anschluss an einen Ifo-Index erlebt.
  3. Ich werde wohl auch bei vier Prozent Rendite für zehnjährige Bundesanleihen an der Seitenlinie verharren. Ein zweites 1994 ist unwahrscheinlich, aber weitere Kursverluste sind programmiert.
  4. Die Europäische Zentralbank wird mindestens auf 3,25, wenn nicht sogar auf 3,5 Prozent ihren Leitzins erhöhen.
  5. Aktien geht die Puste aus.
  6. Der Euro gewinnt bis zum Jahresende gegenüber dem Dollar.
  7. Deutschland erfüllt bereits dieses Jahr das Budget-Kriterium des unseligen Maastrichtvertrages.
  8. Die Arbeitslosigkeit wird das ganze Jahr über sinken, wenn auch zunächst langsam. Erfahrungsgemäß gibt es erst im dritten Aufschwungjahr massive Einstellungen.