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Letzte Chance für den Euro

 

Was die europäischen Finanzminister am Abend beschließen, muss sitzen, muss konsistent sein mit dem auf Schulden basierenden kapitalistischen System. Es muss für Vertrauen sorgen und der Herde Zäune setzen. Es ist die letzte Chance für den Euro. So dramatisch das klingt, so bitter ist die Wahrheit.

Nach wochenlangen Eiertänzen unserer Kanzlerin und all ihrer maßgeblichen Berater beim Thema Griechenland, lodert die Krise lichterloh: Bei den südeuropäischen Staaten, den europäischen Banken und wenn wir ehrlich sind, wankt das gesamte kapitalistische System – mal wieder.

Der Stress im System ist mindestens so groß wie in den schrecklichsten Tagen der Jahres 2008 nach der Lehman-Pleite. Allein der Blick auf die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihen reicht eigentlich: 2,75 Prozent. Absolutes Panikniveau. Zweijährige rentieren unter 0,5 Prozent!

Auch deshalb war es Obama, der Druck auf die G7-Finanzminister ausgeübt hat, damit sie einander vergewissern, dass sie wissen, wie schlimm die Lage ist und damit vor allem Deutschland seine Verantwortung in der Euro-Krise übernimmt.

Eigentlich wollte die Kanzlerin am Freitag nur kurz in Brüssel weilen und rasch die Griechenlandhilfe hinter sich bringen. Die deutsche Delegation war mit der Forderung angerückt, der Stabilitätspakt müsse jetzt verschärft werden. Das war alles, was den deutschen Ökonomen einfiel. Ein Rezept, das versagt hat, wird in verschärfter Form nochmal verordnet.
Und was ist passiert: Barroso, Sarko und die anderen haben es geschafft, Merkel klar zu machen, dass die Welt etwas anderes braucht, als härtere Durchgriffsrechte beim deutschen Vertragswunderwerk von Maastricht.

Jetzt brüten sie über eine neue Währungsunion. Der Krisenmechanismus, so er dann kommt, wäre die erste signifikante Änderung der Währungsunion nach deutschem Vorbild. Und mit dem Krisenmechanismus müsste auch Deutschland endlich anerkennen, dass eine Währungsunion mehr Koordinierung braucht, als Maastricht je gewähren wollte. Die deutschen Ökonomen müssten ihr Scheitern anerkennen.

Ich hoffe, dass es so kommt. Ich hoffe, dass der Euro in letzter Sekunde noch gerettet wird. Dass die Kernschmelze an den Finanzmärkten ein zweites Mal binnen weniger als zwei Jahren abgewendet werden kann. Und ich hoffe, dass das dumme Gefalsel vom „Angriff der Spekulanten auf den Euro“ aufhört. Das ist nun wirklich Ablenkung pur.