Lesezeichen
‹ Alle Einträge

Was ist bloß in die Bundesbank gefahren?

 

Die Bundesbank ist mit dem Thema Target 2 bislang sehr klug umgegangen. Sie hat darauf verwiesen, dass die Target-Salden ein Symptom der Finanzkrise sind und Störungen am Interbankenmarkt aufzeigen.

Wir erinnern uns: Auf der Target-Plattform wird Zentralbankgeld verschoben und das bedeutet, dass jeder Euro, der dort bewegt wird, vorher von der EZB geschaffen worden ist. Das ist ein sehr wichtiger Punkt, denn daraus folgt: Über ihre Refinanzierungsgeschäfte steuert die Notenbank die Zentralbankgeldversorgung. Aktuell haben sich die griechischen Banken bei der EZB wie man so hört 100 Milliarden Euro geliehen. Das ist das Maximalrisiko für die Bilanz der EZB und damit der Bundesbank – Targetsaldo hin oder her.

Wenn man also der Meinung ist – worüber man streiten kann –, dass irgendein Land mehr Zentralbankgeld erhält, als es verdient hat (weil damit insolvente Banken oder nicht nachhaltige Leistungsbilanzdefizite finanziert werden), dann muss man nur die Geldzufuhr beschneiden – durch die Verschärfung der Qualitätsanforderungen an die Sicherheiten, die die Banken hinterlegen müssen, wenn sie sich von der EZB Geld borgen, oder indem man bestimmte Banken vom Bieterverfahren ausschließt.

Man muss, kurz gesagt, das Problem an der Wurzel anpacken und nicht an den Astspitzen.

Jens Weidmann aber drängt nun wie wir dank Stefan Ruhkamp von der FAZ wissen offenbar in einem Brief an Mario Draghi auf eine Besicherung der Target-Salden. Die griechische Notenbank würde also zum Beispiel – meine Interpretation – den schon einmal von den Banken mit griechischen Anleihen abgesicherten Kredit noch einmal mit griechischen Anleihen absichern. Diese Absicherung könnte dann greifen, wenn Griechenland aus der Währungsunion austritt. Diese Sicherheiten müssten deshalb natürlich bei der EZB liegen.

Das sieht nach einer ziemlich schrägen Doppelbesicherung aus, deren Sinn sich mir nicht erschließt: Denn wenn Griechenland austritt und sich völlig unkooperativ verhält, sind auch diese zusätzlichen Sicherheiten das Papier nicht wert, auf dem sie stehen (es sei denn, wir reden über Gold, dass dann physisch irgendwo in Frankfurt gebunkert wird). Wenn sich Griechenland aber kooperativ verhält, dann reicht auch die einfache Absicherung aus – und wenn die wie gesagt als unzureichend empfunden wird, dann ändert man eben die Regeln.

Aber vielleicht geht es ja auch gar nicht um den Sinn, sondern um DEN Sinn – will sagen: Vielleicht sieht sich die Bundesbank gezwungen, wieder besseres Wissen auf den öffentlichen Druck zu reagieren. Das wäre dann ein Zeichen dafür, dass die Target-Debatte den klaren Blick vernebelt und die Unabhängigkeit der stolzen Bundesbank kompromittiert.