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Die fiscal cliff – eine ideologische Herausforderung für deutsche Ökonomen

 

Paul Krugman hat neulich auf die Verrenkungen hingewiesen, die die Anhänger eines Konsolidierungskurses machen müssen, wenn das Thema auf die fiskalische Klippe in den USA kommt. Wir erinnern uns: Ohne Gegenmaßnahmen treten am 31. Dezember Einsparungen und Steuererhöhungen in Höhe von rund 600 Milliarden Dollar – etwa fünf Prozent des BIP – in Kraft. Das führt nach allgemeiner Auffassung zu einer tiefen Rezession und sollte deshalb vermieden werden.

So weit so gut – aber die Argumentation folgt natürlich einer keynesianischen Logik: Wenn der Staat kürzt, leidet die Konjunktur. Es  gibt ja nun gerade hierzulande eine ganze Reihe von Ökonomen, für die die hohen Staatsschulden das größte aller Probleme sind und die deshalb einen drastischen Sparkurs in den USA eigentlich begrüßen müssen. Weil das angeblich Vertrauen schafft und damit private Nachfrage generiert wird, die den Ausfall der staatlichen Nachfrage ersetzt.  Auch Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble erzählt ja gerne – zuletzt an diesem Wochenende beim G20-Gipfel in Mexiko –,  dass die Europäer beim Schuldenabbau vorankämen und wie sehr die Amerikaner hinterherhinken.


Die fiskalische Klippe ist deshalb ein schöner Test für die Aufrichtigkeit der hiesigen Wirtschaftsfachleute: Wer Keynes für einen Scharlatan hält und Konjunkturprogramme für Teufelszeug, der möge bitte öffentlich erklären, dass die Kürzungen in den USA kein Problem sind und die Weltfinanzmärkte sich völlig umsonst Sorgen machen. Oder für immer schweigen.