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Die VerBILDung des Spiegel

 

Stefan Niggemeier hat schon alles über den neuen Spiegel-Titel gesagt. Da diskutiert die Republik also nach vielen Jahren in denen die Steuersätze nach unten gingen über (moderate) Steuererhöhungen und das Sturmgeschütz der Demokratie zeigt Angela Merkel und Sigmar Gabriel als Banditen, die „den Deutschen“ das Geld wegnehmen wollen. Der Staat als Räuberbande, der sich auf Kosten der Bürger bereichert – das war eigentlich die Domäne der Zeitung mit den vier großen Buchstaben.

Wer „die Deutschen“ sind, das zeigt ausgerechnet die FAZ und hat dabei den Mut, sich in der nachrichtlichen Berichterstattung nicht von ihrer Kommentarlinie beeinflussen zu lassen.

Die meisten Steuerzahler müssen die große Koalition nicht fürchten.

Das schreiben die Frankfurter Kollegen und zeigen, dass eine Kombination der Pläne von SPD und CDU/CSU dazu führen würde, dass Single-Haushalte erst ab einem Jahresbruttoeinkommen von 81334 Euro belastet würden und ein Ehepaar mit zwei Kindern bis zu einem Monatseinkommen von 14000 Euro entlastet würde. Wer weniger verdient wird entlastet! Ich würde einmal vermuten, dass es auch beim Spiegel einige gibt, die bei einer großen Koalition weniger Steuern zahlen müssten.

Das bedeutet nicht, dass man zwingend für Steuererhöhungen sein muss, es gibt auch gute Argumente dagegen – aber Steuererhöhungen, wie sie derzeit diskutiert werden, sind alles Mögliche aber kein Skandal. Und als Schmankerl noch diese Grafik – genau: Die Steuerquote bewegt sich seit den siebziger Jahren nahezu unverändert zwischen 22 und 24 Prozent der Wirtschaftsleistung. Kein Grund zur Panik.

Grafik: Steuerquote
Quelle: DIW Wochenbericht 2013-27