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Selbstgerechte Bilanz unserer Wetten 2013

 

Übermut tut selten gut! In dieser Stimmung trafen sich die drei Hirten, die wie jedes Jahr kurz vor Silvester den Jahresausblick, die zehn Wetten für 2014 wagen, zunächst aber auf ihre Prognosen für das nun fast abgelaufene Jahr zurückschauen. Hatten wir die vergangen zwei Jahre allen Grund zum Jubeln, ärgerten wir uns dieses mal über unseren übertriebenen Pessimismus mit Blick auf Bankzusammenbrüche, Wachstum und Aktien. Wir? Das sind die drei Hirten Lucas Zeise, Dieter Wermuth und ich.

Lucas und ich ärgerten uns nicht nur, sondern gestanden Dieter zu, dass er das bessere Händchen gehabt hatte. Überall, wo Dissens bei den alten Wetten herrschte, hatte Dieter eher Recht. Deshalb gelobten wir bei den neuen Wetten, die Sie in den nächsten Tagen im HERDENTRIEB lesen werden, im Zweifel auf Dieters Bauch zu hören.

Mit dem großen Bild lagen wir bei unseren Wetten falsch: Wir hatten eine virulentere Eurokrise in den Karten, sagten voraus, dass eine große systemrelevante Bank zusammen klappe, bevor irgendwelche Strukturen zur paneuropäischen Rettung geschaffen worden wären. Daraus leiteten wir schwächeres Wachstum, deutlich niedrigere Aktienkurse sowie deutlich höhere Anleihekurse ab – und lagen damit komplett daneben.

Das heißt nicht, dass bei einer Einzelbetrachtung alles falsch war, im Gegenteil. Und wenn wie immer, wenn es heißt, Bilanz zu ziehen, sind wir gewiss nicht objektiv. Aber urteilen Sie selber.

Nun aber zur Bilanz unserer zehn konkreten Wetten:

Als verloren geben wir …

Wette Nummer eins: Deutschland wächst 2013 nicht. 0,0 Prozent! Euroland geht es noch dreckiger! Minus 1,25 Prozent.
So schlimm ist es nicht gekommen: Deutschland ist mit 0,4 Prozent schwächer gewachsen als das Gros der Prognostiker geglaubt hat, aber ist immerhin noch im Plus. Und Euroland hat sich mit minus 0,4 Prozent geschlagen.

Wette Nummer drei: 2013 klappt eine große systemrelevante Bank in Euroland zusammen, die zu groß für ein einzelnes Mitgliedsland ist.
Bei einer von uns angenommenen schärferen Rezession im Süden wäre es vielleicht passiert, aber gottlob hat der Sparzwang in Euroland 2013 etwas nachgelassen.

Wette Nummer neun: Die Zehnjahreszinsen fallen weiter. Für die Deflation ist es zwar noch zu früh, aber Rezession in Euroland sowie Reflationierung in den USA fordern ihr Tribut: Deshalb, Achtung: 0,95 Prozent für zehnjährige Bunds Ende 2013 und 1,3 Prozent für Treasuries!
In Wirklichkeit kratzten die T-Bonds am letzten Handelstag an der Drei-Prozent-Marke, die Bunds lagen bei knapp unter zwei Prozent.

Wette Nummer zehn: 2013 wird kein Aktienjahr! Die niedrigen Renditen der Staatsanleihen verhindern zwar einen Crash, aber die schwache Konjunktur drückt auf die Gewinnmargen; der Dax fällt auf 6500 Punkte!
Das Gegenteil war der Fall. 2013 war ein famoses Aktienjahr und der Dax stand Ende des Jahres erstmals in seiner Geschichte über 9.500 Zähler.

Wette Nummer vier haben wir verloren, gleichwohl finden wir sie immer noch gut und rollen sie ins nächste Jahr: Griechenland bekommt einen weiteren Schuldenschnitt. Und diesmal einen, der das Geld der Steuerzahler direkt tangiert, weil fast nur noch öffentliche Stellen Griechenlands Schulden halten. Aber, so unsere Wette: Erst nach der Bundestagswahl!

Als gewonnen werten wir die anderen fünf Wetten:

Wette Nummer zwei: Auch 2014 wird der Euro noch offizielles Zahlungsmittel sein, wird es die Währung weiterhin geben. Sic.

Wette Nummer sechs: Der Euro gewinnt gegenüber dem Dollar. Er klettert auf 1,40 Dollar je Euro!
Das war sowohl von der Tendenz sehr gut, als auch vom Wert. Der Euro lag am vorletzten Handelstag bei knapp 1,38 Dollar je Euro. Vor einem Jahr notierte das liquideste Handelspaar der Welt bei 1,32 Dollar.

Wette Nummer sieben: Die Rohstoffpreise fallen weiter gemessen am GSCI.
Diese Wette ist knapp gewonnen. Der GSCI Index Spot an der CME liegt heute bei 640, vor einem Jahr notierte er bei 646. Wer jedoch in Euro und nicht in Dollar rechnet, hat gut zehn Prozent mit seinen Rohstoffinvestements verloren. Vor allem Gold war schwach!

Wette Nummer acht: Die Inflation geht weiter zurück. Für Euroland sagen wir 1,8 Prozent voraus, für Deutschland 1,5 Prozent. Hier stimmte die Tendenz, wenngleich wir bei Deutschland (tatsächlich 1,6 Prozent) besser lagen als bei Euroland (1,3 Prozent).

Wette Nummer fünf: Die EZB senkt noch einmal symbolisch den Leitzins und zwar auf 0,5 Prozent (von derzeit 0,75). Auch hier lagen wir in der Tendenz goldrichtig. Aber die EZB hat sogar zweimal gesenkt – und zwar auf 0,25 Prozent.

Wie gesagt, im Konkreten waren wir besser als im Big Picture. Zufrieden sind wir nicht und hoffen mit unseren neuen Wetten wieder an unsere alten Erfolge anknüpfen zu können. Nun aber wünschen wir Ihnen, verehrte Leser und Kommentatoren des HERDENTRIEB, ein glückliches und erfolgreiches Neues Jahr.