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Lieben die Araber ihre Diktatoren mehr als sich selbst?

 

Ein Beitrag von Raja Ben Slama, Professorin für arabische Literatur in Tunis und Kairo, auf Qantara.de. Sie kritisiert zunächst das Verfahren gegen Saddam und seine Exekution, ganz wie auch auf diesem Blog geschehen. Und dann macht sie folgenden Punkt:

„Angenommen, das Gerichtsverfahren gegen Saddam Hussein wäre fair gewesen, die Akten, die die Verstrickung westlicher Staaten in die Verbrechen Saddam Husseins behandeln, wären nicht geschlossen und das Urteil gegen Hussein vorschriftsmäßig vollstreckt worden – wären die arabischen Eliten und Völker dann bereit, aus dieser Lektion zu lernen?

Seit der Vollstreckung des Todesurteils gegen Saddam Hussein habe ich zahllose politische Kommuniqués und Gedichte erhalten, in denen er betrauert und beweint wird. Offenbar lieben die Araber ihre Diktatoren mehr als sich selbst. (In diesem Zusammenhang fällt mir Sigmund Freuds Kommentar über seine psychisch kranken Patienten ein, der gesagt hat, dass sie ihre Wahnvorstellungen mehr lieben als sich selbst).

Wenn politische Parteien, die sich als demokratisch bezeichnen, darunter auch islamistische, um den ‚Märtyrer und Helden‘ Saddam Hussein trauern, der für das Gesetz des Dschungels und das Fehlen jeglicher Demokratie stand, müssen wir uns fragen, welches politische Denken diese Eliten aufweisen und welche politische Zukunft uns noch erwartet.“