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Ajatollah Christina macht weiter

 

Christina von Braun setzt ihre Kopftuch-Kampagne fort, diesmal im St. Galler Tagblatt:

Christina von Braun: In der Tat wird das Kopftuch dazu benützt, um Phantasien über eine Verwestlichung anderer Kulturen in die Wirklichkeit umzusetzen. Bei den Debatten um das Kopftuch geht es nicht nur um Religion und Politik, sondern auch um die Geschlechterordnung, um die im Islam angeblich unterdrückte Frau. Dabei können es durchaus Feministinnen sein, die sich zum Sprachrohr einer Idealisierung des Westens machen. Sie vertreten einen radikalen Aufklärungsimpetus und bedenken gar nicht, dass die Aufklärung zwar das allgemeine und schliesslich auch das Frauenstimmrecht gebracht hat, dass diese Entwicklung andererseits aber auch mit einer rasanten Entkleidung des weiblichen Körpers im öffentlichen Raum einherging – und genau diese Entblössung wird uns heute als «Emanzipation» und Freiheit verkauft.

Liegt solchen Anschauungen eine verzerrte Selbstwahrnehmung des Westens zu Grunde?

von Braun: Es ist doch unbestreitbar, dass vieles von dem, was bei uns mit dem Islam in Zusammenhang gebracht und vehement abgelehnt wird, genauso oft in den westlichen Gesellschaften vorkommt. Wenn bei uns so häufig die Unterdrückung der Frau im Islam und die gegen sie gerichtete männliche Gewalt thematisiert wird, dann scheint das auch die Funktion zu haben, von dem im Westen gegen Frauen gerichteten Gewaltpotenzial abzulenken. In Wahrheit gibt es in den westlichen Haushalten ebenso viel Gewalt wie in den islamischen. Aber das Nachdenken über diese Gewalt verschwindet hinter der Erregung über die Gewalt gegen die Frau in islamischen Gesellschaften.

Währenddessen sind im Iran wieder 5 Frauen verhaftet worden, die an der Unterschriftenkampagne für eine Verfassungsreform teilnehmen. Diese Kampagne hat zum Ziel, die Diskriminierung von Frauen im Familienrecht, Erbrecht und Strafprozessrecht zu beenden:

According to Zanestan website, “Nahid Keshavarz, Sara Imanian and her husband, Mahboubeh Hosseinzadeh and Saeedeh Amin were taken to the Vozara complex responsible for combating social corruption immediately after their arrests, but were later transported to the Niloufar Square’s police station number 104.”

According to this website, “Officers told the families of those arrested to contact the police station the next day in order to obtain information about the condition of their loved ones.”

The arrests of these five activists is the continuation of the wave of violent confrontations that began last spring, when security forces attacked a women’s peaceful gathering at Haft-e Tir Square in downtown Tehran.

Die fünf Verhafteten trugen übrigens alle Kopftuch.

Oh, nein! Ich habe es schon wieder getan. Ich habe vom Gewaltpotenzial des westlichen Mannes abgelenkt.

Über die Osterfeiertage sollten wir alle üben, die (zum Glück ohnehin schwer zu merkenden) Namen der Verhafteten zu vergessen. So wird die Sache der westlichen Frau einen mächtigen Schritt vorankommen.